Mittwoch, 29. November 2017

Die Würde des Menschen ist unantastbar

 Indítékom a könyv keletkezéséhez


1956 október 24.

Ezen a napon tettem le névjegyemet 13 évesen minden önkényuralom ellen:

Orosz Ferenc újpesti, lakóházi barátommal egy Csepel teherautóra felkéredzkedve beautóstoppoztunk a Sztálin-térre. A szobor talapzatához még az előző nap odaállított létrán felmásztunk a szoborcsonkhoz, majd a magunkkal hozott rongyba csavart fűrészlappal kivágtam egy bronzdarabot belőle. Ezt aztán hazamenvén megfeleztük egymással. Ez az akció lett sok évtizedes barátságunk megpecsételése, amely a 90-es évek közepéig, a haláláig tartott (talapzatot lásd: Foto/Fortepan).

Figyelem-éberség! Az igazi, normatív demokráciára való törekvésünk destruktív szellemiségi alternatívája, a diktatúra, minden társadalomban, ahol a társadalmi szabadság-téjékozódási alapérték értékformája társadalomszerződésileg a szabadossággal szemben rögzítetlen, továbbra is mindenkor kísért!   

S kézenfekvőbb ismétlődő alkalmazása visszalopakodhat.

 

Közelgő évfordulónk jelmondata elé:


"AZ ORSZÁG SZABADSÁGA MINDENNÉL TÖBBET ÉR" 

          - valóban a kormány jelszavával egyetértésben,

                          ...Hát még az egész világ szabadsága!

 

Közelgô évfordulónk jelmondata elé:
"AZ ORSZÁG SZABADSÁGA MINDENNÉL TÖBBET ÉR" -valóban
...... Hát még az egész világ szabadsága!!!
Miért hagyta jóvá hát ezideig európai kultúránk azt -hiszen jól láthatjuk éppen napjainkban is -, hogy a nemzetek, népek ezen a közös nevezôjû személyi és társadalmi ALAPÉRTÉK -en még manapság is a szabadosság emberi méltóságellenes, hamis értékfogalmát hagyják meg a társadalmi viszonyok fókuszában!?
Korszerûsítsük hát tudatvilágunkat! Ezzel állítsuk meg a háborúzást, alapjában véve a vissza-visszatérô emberiségellenes erôszakot!
Lásd: https://szabadsagdemokracia.blogspot.com -oldalamon szabadságértelmezésemet, szabadság-demokrácia, a szabadság demokratikus társadalma

 Mennyire vagyunk manapság ettôl? Közeledünk hozzá avagy

éppen egyre jobban távolodunk tôle?
" EGY MINDENKIÉRT (személyileg jelképesen) és
MINDENKI EGYÉRT (eszmeiségileg) ! " - az eljövendô társadalmi modellben
/ lásd blogoldalam címét
A megújítandó, normatv demokrácia népművelői szándékú felvilágosítója/ Popovits János, München, szerkesztô: „Vezérfonalam a szabadság és a demokrácia korszerű, szociológiai elemzése.
Egyéniségi látásmódom alapján kortársmunkákkal kiegészített, eszmeiségi, népmûvelô szándékkal összeállított szöveggyűjtemény"

*

Unsere Zwiespaltdemokratie

Vorwort von meinem Freund, Johannes János Rőczey (90), Wetzlar, Soziologe mit deutschen Vorfahren aus Ungarn, jahrzehntelang Gymnasiallehrer für Soziologie und Literatur bei Amberg. Seit 1972, seit dem ich in München bin, ist er auch mein soziologischer Kampfbegleiter. Wir sind Gründer des sogenannten Umbruch-Kreises, der sich philosophisch auf eine neue Gesellschaftsstruktur konzentriert. Freiheit-zentrisch. Er hat immer betont, dass die Ernennung bei der Bildung von Führungsmacht eine Krankheit in der westlichen Art der Demokratie darstellt. Einige Anmerkungen von ihm zum Grundübel meines Themas:

   - Die Ernennung -


(Begriffsbestimmung in der Praxis nach „offensichtlich bisher eingeschränktem“ deutschen Recht: „Eine Ernennung ist die Bestimmung einer Person zur Wahrnehmung einer Funktion als Amtsträger. Der Ernennung kann eine demokratische Wahl vorausgehen.“ / siehe Wikipedia - Nach dem geht es aber ausschließlich um Würdenträger im staatlichen Dienst. Die Synonymauslegungen der Würde dürften in keinem Fall zum Widerspruch in Bezug auf den Artikel 1 der Erklärung von Menschenrechten anstiften, wenn es um Machtfunktionen – siehe Würdenträger / Vorgesetzten in anderen Bereichen der Gesellschaft - geht. Davon dürfte selbstverständlich auch der Wirtschaftsbereich keine Ausnahme sein und somit als eine von den Menschenrechten befreite Zone wirken. Wie es heutzutage ist. / J. P.)

Beim Krebs (Karzinose) ist mir "die Ernennung" deshalb eingefallen, weil dieser Vorgang, ähnlich dieser Krankheit, furchterregend die Demokratie vernichtet, zerstört. Die Menschen wissen über sie, dass dabei gesunde Zellen von ihr angegriffen und zerstört werden. Sie setzt sich wie eine Kettenreaktion fort.

Die Ernennung vernichtet die größte Attraktivität der Demokratie: die Pressefreiheit. Sie tötet sie. Die Ernennung schließt die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Gerechtigkeit aus! Die Ernennung als Karzinose der westlichen Demokratie. Die Ernennung ist ein Anachronismus! Die Ernennung ist eine Krebsart in jedem demokratischen Rechtssystem. Ein Krebs mit tödlichem Ausgang. Tödlich für die Demokratie. Nur das Recht kann helfen, die Demokratie wieder herzustellen. Das Recht ist ein Teil jedes Gesellschaftssystems, gemäß seiner Werteordnung selbstverständlich. Im vorigen Jahrhundert hatten sich einige Länder als Rechtsstaaten manifestiert. Wir können sie nicht mehr dafür halten, weil wir unsere Werteordnungen seitdem verbesserten. Sie waren auf dem damaligen Niveau Rechtsstaaten, wie die Weimarer Republik oder die USA. Deshalb können wir sie heute nicht verurteilen.

Aber die heutige Demokratie westlicher Prägung ist ein Schandmal anstatt Denkmal. Demokratie beruht immer auf der Gerechtigkeit, die jeder Mensch in seinem Gewissen fühlt. Immer, wenn er noch ein Mensch ist. Ein zeitloses Instrument. Was ist aber das Instrument, das in unserer Geschichte immer wieder zurückgekehrt ist? - Die Ernennung war und ist dieses Instrument, ein Bauelement für jedes Feudalsystem. Ein Fremdkörper im Organismus, in jeder demokratischen, gesellschaftlichen Ordnung.

Die Ernennung ist nicht zeitgemäß! Sie ist ein Anachronismus. Ein diktatorisches Überbleibsel der Vergangenheit.

J. J. Rőczey
München, den 12.02.2017
Aus den Thesen von der Webseite: http://gondolat-umbruch.eu

Bildquelle - Titelfoto: Zoltán Házik, (karpatiharsona.info), sonstige Fotos: Janos Popovits

Ein Zeichen im Sinne der europäischen Vereinigung in Bad Homburg 1974 als Initiative der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft von Frankfurt am Main mit Deutschen und ungarischen und russischen Emigranten

  ...und, wie geht es mit Europa weiter?

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    Die Karzinose des Westens


- Unser Zeitalter in Fesseln einer der Menschenwürde (*) widersprüchlichen Auffassung -
Eine biographische Soziographie von Janos Popovits, München

(*)"Die Würde einer Person zu schützen, heißt ihre Selbstachtung nicht zu beeinträchtigen. - Vielleicht ist die Forderung nach einer Definition der menschlichen Würde unangemessen, der technische Anspruch definitorischer Genauigkeit zergeht an der Bedeutung der Sache."

Wenn ich jetzt an meinen mehr als seit vier Jahrzehnten andauernden Aufenthalt im Westen zurückdenke, stellt sich die Frage, warum sich das Benehmen von so vielen Mitarbeitern, Unterstützern, Wohltätern, nicht selten von „guten Freunden“ von mir, so oft und urplötzlich, für mich unverständlich, von heute auf morgen änderte? Ich war deshalb meistens fassungslos, und konnte nicht mutmaßen, was, welcher Gesinnungswechsel als Anlass dahinter stecken sollte?! Vielleicht wegen einer geheimnisvollen Epidemie oder infolge einer unverständlichen Rückbildung in meiner Aufnahmegesellschaft? Wie sollte ich denn diese reflexartige Verhaltensform ihrerseits deuten, die so oft mich verbitterte? Langjährige, zuverlässige Verbindungen von mir wurden wiederholt auf Anhieb zunichte. Selbstverständlich hatte dies alles zur Verachtung in meiner Familie geführt, da diese Entfremdungen auf meine Person zurückzuführen waren. Ich soll jetzt die Gründe deren analysieren, weil sie meine menschliche Glaubwürdigkeit herabgestuft und die Geringschätzung meiner sozialen Volksbildungsarbeit zur Folge hatten. (Das Erzählen meiner Beschwerden wäre eher Thema eines anderen Schreibens!) Ich hielt es für offensichtlich, zunächst in mein Inneres hineinzuschauen und anzunehmen, dass die Entwicklung meiner Gesellschaftsbetrachtungsweise bei anderen Menschen neuralgische Reaktionen bzw. die Entfremdungen gegenüber mir ausgelöst hatte. Deshalb sollte ich vor allem meine eigene Persönlichkeitsänderung vorstellen, um mein Problem für die Leser verständlich und glaubhaft machen zu können!
                                                                             __________

1. Geld = Macht

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(Ein Text mit dem Zeichen der Unendlichkeit,
 das von der „Hand des Volkes“ an
eine Eingangstür der Deutschen Bank
während einer dunklen Nacht aus Protest
hingesetzt wurde)
Ich kann für den bewegenden Grund meiner Persönlichkeitsänderung die weltanschauliche Entwicklung halten. Am Anfang im Jahr 1972, als frisch in den Westen eingetroffener Flüchtling hatte ich seelische und geistige Labilität, meine Persönlichkeit brauchte einen Harmonisierungsprozess. Im Laufe dessen hatte mich im Rahmen von kulturellen Veranstaltungen und Programmen bei den Emigranten das Kennenlernen der klassischen Gesellschaftsanschauungen lange Zeit beschäftigt. Auf diesem Gebiet kamen später gedanklich neue alternativen Ideen hinzu, während ich in einem ungarischen wissenschaftlichen Arbeitskreis (Umbruch-Kreis / Gondolat-Kör) mitarbeitete. Somit wurden meine Anschauung und mein Verhalten von einer zeitgemäßen Demokratieerkenntnis geprägt:

a / die Demokratie ist die Geltendmachung des Gemeinschaftswillens - die wahre Demokratie, ohne Ausnahmen: auf den zivilen und wirtschaftlichen Gebieten und in der Staatsverwaltung.
Dementsprechend in jedem Bereich der Gesellschaft ist eine solche leitende Macht     - siehe Vorgesetzten - erstrebenswert, für die Kandidaten in Frage kommen, die "die Besten" sind. Die Besten sind solche, die nicht nur auf Grund ihrer Fachkenntnis und Menschlichkeit für diese Aufgabe geeignet sind, sondern eher diejenigen, denen dazu noch die künftig geleitete Mehrheit ihr Vertrauen schenkt.

b / die Freiheit in der Gesellschaft und die Gleichrangigkeit sind miteinander zu verstehen (*) ...und die Zügellosigkeit (die bis heute mit der Freiheit sehr oft verwechselt wird!) ist gerade gegen diese Grundwerte ausgerichtet! Dementsprechend sollten wir künftig unsere devalvierten Wertebegriffe zeitgemäß definieren! Wir sollten ebenfalls die demokratische Wahlmethode bei der Vorgesetzten-Bildung (siehe „die Technik der Demokratie“ 1) gegenüber der widersprüchlich-autoritären Ernennungstechnik bevorzugen!

c / jeder Zwang - Macht (*), der aus Vorrechten (z.B. aus Kapitalprivileg) durch Menschen entsteht, ist menschenrechtswidrig!
 - Eine bahnbrechende Idee für die stufenweise Verbesserung dieser Erstarrung
Diejenigen Kapitalgeber, die in ihrer unternehmerischen Praxis die Ernennungen  beim Bestimmen von Vorgesetzten / leitenden Angestellten bisher angewendet hatten, könnten durch eine menschenrechts-konformere Alternative in die Richtung der Kollektive eine vertrauenserweckende Geste zeigen: ihre bereits ausgesuchten Kandidaten auf die leitenden Posten sollten noch vor ihrer Ernennung von der Mehrheit der Arbeitsgemeinschaft durch ihre geheime Abstimmung bestätigt werden! - Außerdem in bestimmten Zeitabständen sollte die Arbeitsleistung der Vorgesetzten von den koordinierten Mitarbeitern durch eine geheime Abstimmung / Begutachtung erfolgen. Diese Reform würde die Effektivität der Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe bestimmt verbessern

d / die Bürger/innen, Arbeiter/innen können in jedem Gesellschaftsbereich ihre Vorgesetzten wählen. Ihre gleichrangige Würde-Stellung (Emanzipation: 1. § Alle Menschen sind frei, gleich an Würde und Rechten geboren.) hat ausschließlich durch diese Wahltechnik Menschenwürde- und Verfassungskonformität!

e / Grundsätzlich müsste gemäß den obigen Erkenntnissen festgestellt werden: die Freiheit in der Gesellschaft ist ein Beziehungsbegriff, sie ist ausschließlich in zwischenmenschlichen Abhängigkeiten auslegbar.

In Bezug auf die "Demokratie" westlicher Art herrscht eine Verwirrung in Ideologie, Definition und Terminologie. Haben zahlreiche Redakteure und Professoren das nicht bemerkt? In der Geschichte verlangten in Ihrer Freiheit verletzte Personen oftmals Unabhängigkeit. Siehe aktuell z.B. die Katalanen in Spanien, die Szekler in Rumänien oder die Briten mit ihrem Brexit. Sie alle wollen "unabhängig" werden.... obwohl sie sich ihre Freiheit nur in der Abhängigkeit von anderen Menschen und Menschengruppen gewähren lassen könnten. Falls sie im Besitz ihrer wiedererlangten Unabhängigkeit auf den Mount Everest im Himalaja laufen würden, könnten sie dort bloß gegen die willenlose Natur kämpfen und müssten nicht mit dem freien Willen anderer Menschen zurechtkommen. Dementsprechend also sollten die Unterdrückten sich anstatt ihrer Unabhängigkeit eher ihre vollständige Souveränität und Autonomie durch die Unterdrücker gewähren lassen.
Wir müssten also aus der Geschichte endlich lernen und eher an die Ursache denken:
- Wo die Demokratie nicht funktioniert, ihre Entwicklung stecken geblieben ist, dort kehrt der Geist des Nationalismus immer wieder zurück und führt uns in eine extremistische Versuchung!

"Unsere Demokratie lebt davon, dass jeder Einzelne von uns sich dort einbringt, wo es ihm möglich ist - im Kleinen wie im Großen, mit Überzeugung und immer wieder aufs Neue. Das ist mitunter anstrengend. Aber es gibt keinen besseren Garanten für unsere Freiheit als aktiv gelebte Demokratie."              Generalbundesanwalt Peter Frank: "Demokratie muss aktiv gelebt werden", 25.01.2018, www.huffingtonpost.de

(*) Die Macht (siehe die Thesen von z.B. Rousseau und Max Weber) - sie dient zur Sicherung unserer Freiheit in jedem Bereich der Gesellschaft, falls sie durch demokratische Wahltechnik entstanden ist. Vorsicht, im Gegensatz zu diesem Leitsatz, kann sie - wie Zügellosigkeit verstanden, bzw. praktiziert- auch die Herbeiführerin unserer Unterdrückung werden, weil die beiden Verhältnisse nur in Abhängigkeiten der veränderlichen menschlichen Verbindungen zu deuten sind! Die konventionelle antidemokratische Macht stützt sich eher emotionell auf menschliche Gefühle, da sie leichter zu lenken sind. Demgegenüber in einer stabileren Demokratie mit einer bewussteren Werteordnung wird das Denkvermögen der Bürger auf die Zusammenhänge der gesellschaftlichen Entwicklungen gelenkt. In den jüngsten Epochen unserer Geschichte seit der Französischen Revolution in Serie gab es immer wieder Machtergreifungen durch antidemokratische Minderheiten - z.B. staatliche (Arten von Sozialismus) und willkürlich strukturierte Kapitalmacht (neoliberal-globale Wirtschaftsmacht). - Obwohl es laut Robespierre heißt:- Nicht deshalb haben wir die Macht von einer Minderheit weggenommen, dass wir sie einer anderen Minderheit überlassen! 
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Wo auch immer ich tätig war, wo ich erschienen bin, dort trug ich an meiner Stirn das Zeichen meiner Berufung.

Meine Empathie und ethischen Grundsätze werden immer auf die Persönlichkeit der Partner konzentriert: „Sei nicht anbiedernd, anzüglich, höhnisch, beleidigend und tätlich! Nie. Niemandem gegenüber.“ 2
Ich habe mich im Expertenkreis mit der Soziologie der Werteordnungen, mit Analysen und Forschungen dieses Problems jahrzehntelang beschäftigt und dementsprechend konnte ich meine Alternative an Personen und Gruppen anbieten bzw. diesbezügliche Reaktionen testen. Meine sensibilisierte Ausdrucksweise war überall und gegenüber jedem Partner möglichst konzentriert auf die Hochachtung ihrer Menschenwürde. ( Die Schlussfolgerung auf Grund der Forschungsarbeit unseres Umbruchkreises in Bezug auf die Deutung des Freiheitswertes: In der Gesellschaft kann die Geltendmachung der Freiheit ausschließlich durch staatliche, verfassungsmäßige Garantie von Ernennungen befreiten, gleichrangigen Verhältnissen ausgelegt werden! 3 )

Ich habe später auch die mit meiner neuen Überzeugung zusammenhängenden Erkenntnisse in Bezug auf meine Gesellschaftsbetrachtung nicht mehr verheimlicht, dass wir in einer widersprüchlichen Scheindemokratie leben. Aber wer hätte sich gern sonst auf meine Wellenlänge in unserem sich immer mehr beschleunigenden Leben abgestimmt und nicht bloß Interesse, sondern auch Geduld und Verständnis dafür gezeigt?! Nicht gesprochen über die Risiken dieser Sache! Trotzdem abgesehen von ihrer Nationalität habe ich solche Mitstreiter in der mit Geistigkeit automatisierten Welt gesucht. Richtige intellektuelle Mitdenker. Wohl konnten die tiefen Wurzeln meines gesellschaftlichen Volksbildungsziels kaum Durchschnittsmenschen erkennen. Mein Auftreten hatte für die meisten wahrscheinlich so gewirkt, als ob ich als Provokateur sie aus ihrer gewohnten verbraucherzentrischen Lebensart herausreißen wollte. Schon bei Anregung der Themen haben sie sich unbequem und labil in ihrer Gewohnheiten gefühlt:
- Was bist du denn, ein Missionar vielleicht?! - erwiderte meinen Versuch mit seiner Frage im Jahr 2012 bei der multinationalen Großfirma in München mein religiöser, türkischer Mitarbeiter. Ich habe nachgedacht und antwortete aufrichtig:
- Ja, Halim, deshalb bin ich auf dieser Erde:.


2. In der Mission der normativen Demokratie


Natürlich habe ich schon während meiner im sozialistischen System verbrachten 29 Jahre Fähigkeiten in geistiger und praktischer Hinsicht, insbesondere Motivation für Gruppeninteressen gezeigt. Als Facharbeiter hatte ich noch ergänzendes Interesse für Sportarten und soziale Tätigkeiten, zu meinem Vorteil stammte ich aus einer Arbeiterfamilie, somit war ich kein Feind der in der Diktatur herrschenden Arbeiterklasse. Neben meiner Produktionsarbeit wurde ich zum Jugendfunktionär und Mitglied des Betriebsrates gewählt. Ich habe diese Aufgaben gewissenhaft erfüllt, bin aber im Laufe der Zeit weltanschaulich doch stecken geblieben. Eine erfolgreiche Karriere als Funktionär hat mich nicht gereizt. Infolge des von der politischen Klasse angestrebten „neuen wirtschaftlichen Mechanismus“ und der seelischen Störungen wegen Widersprüchen im System entschied ich mich für das Verlassen meines Geburtslandes. Die mahnenden Worte meines Werkmeisters haben mich ernüchtert: - Sie hätten die Wahl zwischen sich aufzuhängen und dem Verlassen dieses Landes. Ich musste mir einen besseren und anständigeren Lebensweg aussuchen.

In Deutschland konnte ich endlich frische Luft atmen. Am Anfang wusste ich noch nicht, das ich vom Regen in die Traufe gekommen bin. Das ebenfalls nicht, dass ich irgendeiner persönlichen Berufung gerecht werden soll. Nach meiner Ankunft in den „freien Westen“ hinter dem „eisernem Vorhang“ habe ich mit Hilfe meiner hiesigen Landsleute ganz schnell eine passende Arbeitsstelle gefunden. Daneben gleich von Anfang an setzte ich auch aus Gewissensgründen und Dankbarkeit gegenüber meiner Förderer die soziale Tätigkeit in meiner Freizeit für die Gemeinschaften der Emigranten fort. Ich habe auf kulturellem Gebiet den Vertrieb ungarischer Bücher, die hier im Westen erschienen sind, ausgebaut. Währenddessen konnte ich meine literarischen und wissenschaftlichen Kenntnisse erweitern und auch meinen Lesehunger befriedigen. 10 Jahre lang verkaufte ich mehrere Tausend dieser Bücher, habe Buchausstellungen bei ungarischen Veranstaltungen landesweit in Deutschland und in Westeuropa organisiert. Auch mehrmals bei der internationalen Buchmesse in Frankfurt.

Nach meiner täglichen Erwerbstätigkeit als Werkzeugmacher verbrachte ich meistens noch weitere 5 Stunden im Zentralverband der Ungarischen Organisationen der Emigranten mit verschiedenen Kulturtätigkeiten. Auch Vereinsbesuche in den Städten beschäftigten, bzw. Teilnahmen an Bewegungen interessierten mich. So konnte ich meine Weltanschauung mit der Zeit stufenweise vervollständigen.


Johannes János Rőczey, Philosoph, Soziologe, Gymnasiallehrer für ungarische Literatur


Besonders durch die jahrelang fortdauernden Unterhaltungen mit meinem Freund und Lehrmeister Janos Rõczey, Soziologie-Lehrer des Ungarischen Gymnasiums bei Amberg in Bayern, hat mein Wissen und meine wissenschaftliche Anschauung zugenommen. Ich war der Namensgeber unserer Soziologie-Gruppe „Umbruchs-Kreis“ (Gondolat-Kör), in der wir uns schwerpunktmäßig wissenschaftlich mit dem Verhältnis der Produktionsfaktoren der Wirtschaft beschäftigten. Von diesem Zeitpunkt an konnte ich in den Augen von vielen zum Sonderling werden. (Nicht wahr, meine Kollegen hatten mich in Ungarn auch nicht für einen Karrieristen gehalten!) Davon hatte ich nicht viel erfahren (eventuell nur die „der kleine Petõfi“- leicht zynische Bezeichnung in Bezug auf diesen ungarischen Dichter) weil ich in allen meinen Tätigkeiten aktiv und gewissenhaft war und die angenommenen Aufgaben bestens erfüllt hatte.

Lerne, mache deine Schulen,... Du bist nicht für dich geboren, sondern eher deiner Heimat und der ganzen Welt!“ / Sándor Petõfi „der Größte“: Der Apostel, 1848


3. „Vorwärts alle, die Ihr Dichter * seid, mit dem Volk durch dick und dünn!“   / Sándor Petõfi ( * Auslegung von „Dichter“ = Geisteswissenschaftler und Künstler / Red.)


Unsere erfolgreichen und glaubhaften Volksbildungslehrer haben ihre geistig-seelischen Tätigkeiten für Niveau-Verbesserung immer mit der exakt richtigen Wahrnehmung der gesellschaftlichen Wirklichkeit begonnen. Ich habe dem Beispiel solcher in der Soziographie versierten Schriftstellern folgen können, wie die Ungarn Antal Végh und György Moldova, die es wagten, sumpfige gesellschaftliche Böden zu betreten, um dadurch die dortigen Probleme wahrheitsgetreuer darstellen zu können. Der Deutsche Günter Wallraff4
wollte sich noch vollständiger in gesellschaftliche Randschichten integrieren, indem er sich solidarisch - wie ein König im Inkognito - für das Erkennen ihrer Probleme zeitweise unter diskriminierte Gastarbeiter und in verachteten Berufen Beschäftigte mischte und mit ihnen zusammen arbeitete. Einige seiner bekanntesten Reportagen sind z.B.: 13 unerwünschte Reportagen (1969), Ihr da oben, wir da unten (1973), Ganz unten (1986). Wir dürfen nicht vergessen, dass das Verschweigen von gesellschaftlichen Problemen die unerwarteten Ausbruchsgefahren der verborgenen Spannungen mit sich zieht (siehe zur Zeit z.B. Prozesse gegen Rechtsextremisten der meistens gegen Türken verübten nationalsozialistischen (NSU) Morde in Deutschland, oder das Ergebnis der gewalttätigen, kriegerischen Handlungen von manipulierten, degenerierten Persönlichkeiten und ihren Gruppen in der Ukraine).

Im Wesentlichen möchte ich jetzt über meine schreienden jahrzehntelangen Erfahrungen berichten und diese chronologisch auflisten. Sozusagen ein symbolisches Kriminalsammelwerk aus Menschenwürde-verachtenden Taten, durch die ich in der westlichen Gesellschaft zwar keine verbleibenden, aber seelischen Schaden erlitten habe. Die Korpora delikti. Vor allem will ich aufzeigen, an welchen Tatorten bzw. Arbeitsplätzen empörenderweise erniedrigende Menschenrechtsverstöße, teilweise sogar von meinen eigenen Landsleuten, gegenüber mir geschahen.


4. Der Umbruchs-Gedanke5 wird verfolgt ! 


Ein Gedanke tut zuleide mir...“ aber doch nicht der selbe, bekannte Gedanke vom Dichter-Revoluzzer Sándor Petõfi! Infolge des Umbruch-Gedankens wurde ich hinterlistig verfolgt in der westlichen, freien Welt, wo ich für meine persönliche Freiheit hin flüchtete, wegen der ich meine Familie und mein Geburtsland verließ. In der Tat wird jeder von uns Arbeitenden verfolgt, doch nur wenige wie ich jetzt protestieren wegen dem Verfolgungsgrund, da wir an den Arbeitsplätzen keine freien Menschen sind!
Wenn in den Betrieben keine Arbeiterdemokratie existiert,kann infolgedessen die Demokratie im Staate ebenso wenig existieren. Tatsächlich ist der Arbeiter nur im Betrieb in der eigenen Substanz. Hier erfüllt er seine WESENTLICHE GESELLSCHAFTLICHE ROLLE. Wenn der Arbeiter in seiner Tätigkeit Lohnsklave ist, dann wird seine Freiheit außerhalb des Arbeitsplatzes blitzschnell nur zu einer Art von Sonntagsfreiheit, also zur Scheinfreiheit!"6


Sehr oft wurde ich gedemütigt und misshandelt, wenn auch nicht direkt körperlich und wohl unbewusst, mit einer ungehobelten Art. Ich wurde zum Verfolgten zumindest durch eine Minderheit in dieser „freien Welt“, die um ihre beneidenswerte Position fürchtete, weil mein Aufruf nach Freiheit ihr Gewissen aufwirbelte und provozierte. Das resultierte daraus, dass ich meinen Wunsch nach der Geltendmachung des 1.§ der Menschenrechte in allen Gesellschaftsbereichen nie verheimlicht hatte (siehe in der Fußnote 2.). Unser Umbruch-Kreis hatte erkannt, dass hier von der Politik bzw. von den Regierungen ein verbrecherisches, kulturell-rechtliches Ignorieren,ja sogar eine demokratiewidrige Sabotage zustande kam!


4.1 Mein erster Arbeitsplatz


Erst nach 30 Jahren habe ich zufällig erfahren, dass an meinem ersten Arbeitsplatz mein ehemaliger Förderer, ein Landsmann (Janos Sz.), der sich dort in die Logistik sehr erfolgreich hineingearbeitet hatte, sich bei einer Veranstaltung meiner Frau beklagte: - Wegen Janos, nach seinem bei uns verbrachten Jahr hatte mich damals der Geschäftsführer und Eigentümer (Firma Zettler, Herr Leo Benz) kritisiert. Er hatte mir vorgeworfen: "Was für einen Mitarbeiter hast Du uns empfohlen?!" Kaum hat er sich aus dem Sozialismus entfernt, ist er nicht lange bei uns und hat bereits schon arbeitsorganisatorische Vorschläge! Aber abgesehen von diesem Vorfall habe ich bei dieser Firma fast 20 anständige Jahre im Angestelltenverhältnis verbracht. Obwohl ich in Ungarn schon an meinem ersten Arbeitsplatz in den Betriebsrat gewählt worden war, wollte ich hier wiederholt kein Gewerkschaftsmitglied mehr werden. Neben meiner Freizeittätigkeit bei den Emigrantenorganisationen hat mich nur die fachliche Qualifizierung und die Erfüllung meiner Arbeitsaufgaben interessiert. So habe ich die Fortbildungsmaßnamen zum Werzeugmachermeister und nachher zum Betriebswirt des Handwerks (Akademie für Unternehmensführung) in Abendschulen mit gutem Ergebnis absolviert. Im Betrieb wurden zahlreiche Verbesserungsvorschläge von mir prämiert. Dann ganz plötzlich wurde diese Firma aufgelöst. Ich habe eine Abfindung bekommen, aber bei der Orientierung hatte meine hier ungewöhnliche Extravaganz offensichtlich einen Einfluss. Siehe:


4.2. Karrieresprung innerhalb der fachlichen Rangordnung?


 Ich habe noch vor meinem Ausscheiden mit dem Geschäftsführer einer im Weltraumprogramm mitarbeitenden, mechatronischen Firma (Kissendorfer) über meine Übernahme vielversprechend verhandelt. Meine beruflichen Erfahrungen und besonders die ausgezeichneten Qualifikationen waren ausschlaggebend bei meiner Vorstellung. Nach dieser positiven Absprache konnte ich mich auf den Drehpunkt meiner beruflichen Karriere vorbereiten. Doch zu dem Termin wurde ich unerwartet nicht angestellt!? Eine unverständliche Atmosphäre und Ablehnung! Ich war fassungslos. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war. Vielleicht etwas im Hintergrund?... Meine Kollegen haben mich dann aufgeklärt: - Unser Direktor nebenbei Präsident eines Tennisklubs und der andere Firmeneigentümer spielen miteinander wöchentlich im selben Klub. Selbstverständlich wurdest du mal zu einem Gesprächsthema zwischen den beiden. Deine politische Anschauung und gesellschaftliche Tätigkeiten haben die Aufmerksamkeit des Partners wahrscheinlich nicht gerade beruhigt... Hast Du unbedingt die Wählbarkeit der Vorgesetzten in den Unternehmen verbreiten müssen?!

Die Arbeitgeber halten zusammen - zum Zwecke des Beibehaltens der starren Strukturen in den Unternehmen sogar auch mit den Gewerkschaften - gegenüber den Arbeitnehmern. Insbesondere in kritischen Fällen in Bezug auf die Initiativen aus den Arbeitnehmerreihen als Forderung für mehr Gerechtigkeit, noch mehr falls durch eine Alternative die gewerkschaftliche Bevormundung der Arbeitenden ihr Gewicht verlieren würde.

Gespenstisch ist mir die Erinnerung an das Erlebnis bei der Frankfurter Internationalen Buchmesse von 1979, wo ich die Ausstellung der ungarischen Verlage vom Westen organisiert und geleitet hatte. Unser Slogan dort war:

- Wenn ich einen Bundeskanzler oder den Präsidenten wählen kann, warum dann nicht auch meinen Boss? 
                                                                                                          ____________________________
Johannes J. Rőczey – Der Vater der weiter entwickelten
Idee von der Betriebsselbstverwaltung
– Quelle: die „Revolution der Menschenwürde“ von Ungarn /1956

Freiheit? Höchstes Gut der Menschen!  Würde man aus 7 Milliarden Menschen die Erwachsenen befragen: - Wolltet ihr den Chef am Arbeitsplatz wählen oder ist es Euch egal ? Alle würden antworten:
 - Ja, selbstverständlich! Es ist nicht egal.
Und was ist die Realität? Nur die Reichen, Superreichen bestimmen es.

/ Nachrichten:
1. Unsere Freiheit und der Rechtsstaat schrumpfen, Trump ernennt Milliardäre zu seinen Ministern! / in März, 2017
2. "Mit Millionären die Welt verbessern? - 12 Millionäre in Frankreichs Regierung" / AOL-Red., 18.12.2017
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Ein vorbeigehender Gewerkschaftsboss hatte sich angesichts des Textes sehr aufgeregt: - Warum fordert ihr das nicht in eurem eigenen Land? 
Unsere Antwort: - Weil dort offensichtlich eine Diktatur herrscht. Und dort, wo die Macht nicht demokratisch gewählt wird, kommt eine Diktatur und ein Heer von unterwürfigen Knechten zustande. - hatte dazu noch mein anwesender Mitarbeiter7 zusätzlich angemerkt.


Schüler, Wissenschaftler, Organisator, Künstler, Journalist bei der Frankfurter Buchmesse 1979

4.3. Vielleicht eine Karriere als Sportfunktionär…


Parallel zu diesem Misserfolg hat mich die Freundin, Unterstützerin meiner Familie, zugleich Trainerin und langjährige Sportkameradin enttäuscht. Mit Mädi P. habe ich sowohl im Sportverein TSV 1860 (als Stellvertr. Karate-Abteilungsleiter) sowie in ihrer privaten Karateschule zusammengearbeitet. Ich habe ihr für ihr Unternehmen Vorschläge zu einer wirkungsvolleren Wirtschaftlichkeit (Stromeinsparung) gemacht und diese nur einmal auch angewendet. Damit habe ich unbewusst ihren autoritären Führungsstil verletzt. Mein Alternativgeist hat sie so gereizt, dass meine Tat als Revolte verstanden wurde. Infolgedessen trennten sich unsere Wege endgültig. - Ich konnte mich doch nicht knechtisch verhalten!

„Bewahre deine Menschenwürde! Werde nie zum Knecht, mach´ keinen anderen Menschen zu deinem Knecht!“/ F. Schiller: Lebensregeln

4.4. Eventuell im Kirchengemeinderat eine langfristige Funktion?


Von Anfang an nach meiner Flucht habe ich in ungarischen Emigrantenvereinen und in der katholischen Kirche Sozialarbeit geleistet. Jahrelang war ich sogar in der ungarischen Kirchengemeinde demokratisch gewähltes Ratsmitglied. Von 1982 habe ich darauf schon verzichtet. Warum? - Johannes Paul der II. besuchte damals seine Christen in München. Seine große Empfangszeremonie fand hier auf der Theresienwiese statt. Der damalige Jugendpfarrer von München, Josef Obermeier, hatte die Sprecherin seiner Gemeinde, Barbara Engl, mutig, gewissenhaft und gründlich kirchenkritisch auf das Unverständnis der Jugend in Bezug auf die lebensfremden Thesen des Klerus vorbereitet. Ihre aufrichtige Rede als Anregung gegenüber dem Papst hat die hiesige Priesterschaft sehr verblüfft. Mich und meinen geistigen Umbruch-Kreis aber nicht: im Namen der Abiturienten des Ungarischen Gymnasiums bei Amberg habe ich den Kontakt zu Herrn Obermeier aufgenommen, seine Reformbemühungen und Verdienste anerkennend. Auf seine Einladung saßen bald aus Ungarn und Amberg angereiste Abiturienten und Interessierende in seinem Büro zusammen. Es sah so aus, dass alsbald eine enge, hoffnungsvolle Zusammenarbeit auf einer geistig-religiösen Reformebene stattfinden würde. Herr Obermeier hielt unseren Umbruchs-Gedanken für sensationell! Alle haben darauf gehofft, dass daraus eine Fortsetzung erfolgen wird. Vor der uns in Aussicht gestellten Sitzung mit weiteren Teilnehmern habe ich als Koordinator gemäß Absprache seine Dienstelle angerufen. Überraschend hatte seine Sekretärin aber Obermeier's Abstand von der Sache geäußert! ??? Er hatte sich plötzlich - für uns unverständlich - zurückgezogen. Wurde er verhindert? Auf alle Fälle war er ganz schnell verschwunden. Hat ihn die Erde geschluckt? - Auf Anordnung von ganz oben. Er wurde von seinem Posten abgesetzt und wir haben von ihm nie mehr etwas gehört.

„Die Kirche stellt sich auf die Seite der Armen, der Verfolgten, der Unterdrückten, der Gejagten mit allen Mitteln und Haben, mit der ihr voll zustehenden Macht, die sie aber erlangt hat,… indem sie den Mächtigen, den Machthabern zur Seite stand.“8


Ich dürfte so einen Klerus nicht weiter unterstützen! - hatte ich gedacht. Deshalb wollte ich keine Kirchensteuer mehr zahlen, aber es gab diese Art von Boykott gemäß der standesamtlichen Verordnung nicht, nur ein Austritt. Dementsprechend bin ich zum Kirchenaustritt gezwungen worden.

- Dabei ist anzumerken, dass mir die moralisch markanteste Persönlichkeit der Ungarischen Revolution von 1956, Kardinal Josef Mindszenty, am 03.07.1974 hier in München in der Frauenkirche die Firmung persönlich erteilt hat. Da ich ihn noch vorher bei seinem Besuch durch eine Fotoserie verewigte, hatte er mir daraufhin für meinen weiteren Weg seine schriftliche Segnung erteilt:
"Mein Sohn, ich bedanke mich für die Bilder und die Glückwünsche. Aus der der Anhänglichkeit von Bildern des modernen Menschen fehlt sehr oft das Bekenntnis, dass der Mensch ein Bildnis vom Gott ist und dadurch dieses Ebenbild bzw. seine Gnade wir Seine Söhne (Töchter) sind: also dementsprechend auf sein Bildnis, das wir in unseren Seelen tragen, müssen wir aufpassen sowohl bei uns selbst wie zugleich bei unseren Mitmenschen. Mit meiner Liebe vermittelter Segnung + J / Wien, den 24.08.1973 "

 

4.5. An der Schwelle des ungarischen „politischen Systemwechsels“


Infolge der plötzlichen politischen Änderungen im Ostblock ist das Fundament der hiesigen Emigrantenorganisationen erschüttert worden. Meine fast zehnjährige Tätigkeit in den Vereinen, wie zuletzt der europäisch-ungarische Büchervertrieb oder die wöchentlichen sozial-kulturellen Klubabende beim Ungarischen Zentralverband haben ihre Grundlagen durch die Grenzeröffnung verloren. Der Büchervertrieb beinhaltete die Organisation von 3 Teilnahmen an der Frankfurter Buchmesse und mehrere tausend verkaufte Bücher der Emigrantenverlage bei Veranstaltungen in Westeuropa wie z.B. der Pax Romana Bewegung. Innerhalb von Monaten haben die deutschen Behörden die Finanzierungsmittel für kulturelle und administrative Zwecke rasch gekürzt. Bezüglich meiner sozialen Arbeit für Jugendförderung wurden wir von deutschen Stellen - infolge einer Anzeige? - so verleumderisch angegriffen, als ob in unseren Büro- und Klubräumen „eine terroristische Gruppe aufgebaut werden könnte“! Wir wurden aus diesen Räumen behördlich initiiert, dennoch gesetzwidrig, wortwörtlich rausgeekelt. Damit war Schluss - nach meiner Arbeit im Betrieb - mit meiner zusätzlichen, täglich ca. sechsstündigen, unbezahlten sozialen Arbeit. Einen existentiellen Schaden habe ich dadurch nicht erlitten, und ich wollte wegen dieser Niederlage nicht zu einem neuen Don Quichotte werden.

Beispiel für humanistische Kritikbereitschaft
Meine geistigen Beweggründe hatten auch die führenden Persönlichkeiten der Emigranten nicht verstanden, nicht mal die qualifizierten Mitarbeiter vom Rundfunk Freies Europa. Das Umschalten von der Widerstandswelle gegen den Sozialismus auf die Synthese einer erneuerbaren Demokratie haben sie nicht mehr geschafft. Sie haben mein Bestreben geschätzt, aber im Wesentlichem im Grunde genommen mich geistig nicht verstanden. So verkümmerte das ungarische Gesellschaftsleben in Westeuropa langsam unter den neuen Umständen. Als Alternative musste ich mir neue Gesellschaftsaufgaben entsprechend meiner Motivation suchen.


4.6. Deutsche, außenparlamentarisch-oppositionelle Alternativen


Ab 1987 drei Jahre lang erweiterte ich meine fachlichen Qualifikationen bei der Handwerkskammer (Werkzeugmacher-Meisterprüfung) und nachher bei der Akademie für Unternehmensführung (Betriebswirt des Handwerks) in München. Neben meinem Betriebsangestelltenverhältnis in meiner Freizeit wurde ich Aktivist in der Humanistischen Bewegung bzw. in der H. Partei. In ihren geistigen Arbeitskreisen habe ich mehrere soziale und wirtschaftspolitische Studien9 und Programme verfasst und vorgetragen. In diesen Jahren habe ich wöchentlich mehrmals Abende in solidarischen, philosophisch-geistig tätigen Kreisen verbracht.

Gesellschaftsphilosophisch waren wir auf einer gleichen Welle. Im Sinne unserer neuartigen Reformgedanken wollten wir die maroden Gesellschaftsstrukturen reformieren.

Die Völker werden von kriegerischer Gewalt und Ungerechtigkeit immer stärker bedroht

Auf den Straßen von München haben wir tagtäglich Motivationsgespräche und Unterschriftaktionen mit den Bürgern durchgeführt. In meiner Wahrnehmungsfähigkeit haben sie mich besonders positiv sensibilisiert. - Zum Beispiel einmal habe ich eine verzweifelte Frau bei der Unterschriftsaktion auf dem Gehsteig beraten. Danach fragte sie mich, ob ich an meiner Stirn geküsst werden dürfte?! Ich habe das bejaht. Sie hatte das getan und sich bei mir für meine Ratschläge bedankt. Zufällig hatte das unser Humanistische-Parteisekretär aus der Ferne beobachtet und dann mich verwunderlich gefragt:  - Was hast Du mit ihr gemacht?- Meine Antwort: - Nichts besonderes, ich habe sie bloß empathisch und aufrichtig beraten. Sie wird am Arbeitsplatz ständig gemobbt. -

Aber ihre Mangelhaftigkeit: irgendein Hassgefühl gegenüber den Kapitalgebern und die Erfolglosigkeit haben diese Gemeinschaft langsam doch zerrüttet. Aus dieser Knospe ist leider keine Blume geworden. Ich vertrat sie jedoch noch jahrelang beim Bündnis München gegen Krieg und beim Sozialforum-München (Sitzungen, Versammlungen, Demos, etc.) Leider konnten diese Gruppen dabei keine Kreativität entfalten, sich große Erfolge verbuchen und dieser Block stellte eher eine sture, starre marxistische Auffassung dar. Nicht mal eine Naturkatastrophe hätte sie verändern können. Bei meiner vielseitigen Beteiligung an politischen Projekten im EineWeltHaus in München waren diese durch Idealismus bestimmten, verständnisvoll Sympathisierenden mit mir solidarisch, aber leider klotzköpfig. Folglich war ich nicht überrascht, dass sie immer wieder für die Freiheits-Kernidee der ungarischen Revolution von 1956 mehrheitlich kein Interesse gezeigt haben. Mein Vorschlag zur gemeinsamen Erforschung und Aktualisierung dieses Themas wurde bei einer Sitzung mit 6:3 Stimmen abgelehnt.

Jahrzehntelang hat mich meine Mitbewohnerin Maja K. bezüglich meiner redaktionellen Verfasser-Arbeiten als Lektorin der deutschen Sprache unterstützt. Diese hauptsächlich soziologischen Studien waren ziemlich sozial- und gesellschaftskritisch. Obwohl sie für meine Beweggründe für Reformen am Anfang noch Verständnis und Sensibilität zeigte, verschwand zum Schluss auch ihre Akzeptanz immer mehr. Unser Verhältnis wurde mit der Zeit gestörter. Da wir unweit voneinander wohnten, kam es aber unter uns nie zu einer Zankerei. Neben ihrer Hilfsbereitschaft und positiven Wahrnehmungsfähigkeit für gesellschaftliche Probleme konnte sie ihre reflexartig skeptische Routine bezüglich meiner Reformideen nicht kontrollieren. Sie kannte mein Steckenpferd, die Definition der Freiheit in den Fokus einer neuen Gesellschaftsphilosophie zu stellen, aber sie hat dessen Wesentliches trotz ihres Uni-Abschlusses nicht verstehen können. Beim Stecken bleiben konnte sie nicht argumentieren, sondern wie viele Anderen eher gegenüber dem Ideenvermittler einfach kein verständliches Verhalten an den Tag legen. Unsere über Recht und Demokratie gebildeten Auffassungen konnten nicht auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden.
Das ist eine typische Reaktion von Akademikern, die zu einer umzäunten Denkweise - siehe zeitgemäße „gesellschaftliche Erwartungen“- stimuliert worden sind: falls sie etwas nicht verstehen können, dann zeigen sie auf Anhieb kein Interesse daran, das Mitgeteilte verstehen zu versuchen; eher rühren sie daran, wer und was derjenige ist, von dem diese ungewöhnliche Äußerung stammt.- Das hatte sie oft auf meinen alten Freund und philosophischen Lehrmeister bezogen. (Sogar diesbezüglich hat sie sich so gewagt ausgedrückt, dass sie mich mehrfach aufforderte, ihn angesichts seiner wissenschaftlichen Thesen und seines Alters (87) wegen Unzurechnungsfähigkeit unter Vormundschaft stellen zu lassen. Das war schon „ein bisschen witzig“, also zu viel!) Aber nach einer Schlichtung akzeptierten wir unsere Ansichten mit besserer Toleranz. In solchen außenparlamentarisch-oppositionellen Kreisen habe ich viele meistens links-, aber auch national rechtsgerichtet denkende Personen kennen gelernt. Zwar waren sie in ihrer Weltanschauung steif oder stockig, aber menschlich und nicht gewalttätig. Ohne Ausnahmen sehr ehrliche Leute. Deshalb setzte ich mich für ihre Gruppentätigkeiten und persönlichen Zielsetzungen aktiv und solidarisch bei den Großdemos ein. Nicht selten wie gegen den Irakkrieg oder anlässlich der traditionellen jährlichen Münchner Sicherheitskonferenz (wir nannten sie: „Kriegskonferenz“) trug ich sogar mit Gleichgesinnten das Haupttransparent an der Spitze des Demozuges. In dieser Zeit kam es öfters vor, dass unsere Veranstaltungen von den Behörden untersagt wurden. Unser Bündniskoordinator Claus Schreer ein gemäßigter Marxist, reagierte darauf einmal mit Ungehorsam. Er wurde verhaftet und zum Schluss vor das Landgericht geladen. Ich wollte ihn bei seiner Verhandlung auffallend wirksam unterstützen: also ließ ich mir ein T-Shirt anfertigen. Ich setzte mich in der vordersten Reihe im Verhandlungsraum direkt gegenüber des Staatsanwalts nieder. Ein provokativer Text als Ausdruck meines Protestes war auf mein Hemd gedruckt: Bürgerlicher Ungehorsam oder kollektive Sünde - Unser Anführer wurde freigesprochen. -


Unser Frieden ist hinter Gittern

In den 90-er Jahren stand meine Familie durch diese und weitere Aktivitäten im Mittelpunkt eines vielseitigen Gesellschaftslebens. Bei den Picknicks im Vorgarten unseres Wohnhauses nahmen manchmal bis zu 50 Besucher aus mehreren direkten und indirekten Bekanntenkreisen teil. Sportliche Tätigkeiten unserer Kinder bzw. die von unseren Nachbarn waren ähnlich und die Kontakte vermehrten sich automatisch. Bei den Partys und Vorbereitungen haben die Nachbarn auch mitgemacht und mitgewirkt. Es wurden fast an jedem Wochenende Tische und Bänke aufgestellt und bis Mitternacht, nicht selten auch später, aufrichtig diskutiert, gekocht und gegessen, fröhlich miteinander getrunken und gesungen. Leider ging es mit der von viel politischem Idealismus durchtränkten Zeit in kommunikativer Hinsicht langsam bergab. Die Menschen mussten immer mehr Zeit und Energien für ihren Existenzerhalt opfern.
 Etwa um diese Zeit ca. nach meinem fast 20 Jahren Aufenthalt in Deutschland plötzlich stand in Ungarn das kommunistische Regime bzw. die Gesellschaft vor einer politischen Wende und überraschend hatte mich der ungarische Botschaftssekretär persönlich angerufen und besucht um mir die Nachricht zu vermitteln, dass ich künftig in mein Geburtsland einreisen dürfte!

4.7. Nicht nur die Heimat, sondern auch unser Familiengut stehen vor allen anderen Dingen!


Obwohl ich später als Unternehmer auf dem Fremdenverkehrs- und Imobilienvermittlungsgebiet (eigene Firma SeeFee Handels GmbH) engagiert hatte, habe ich mich weiterhin auch sozial betätigt. Schwerpunktmäßig besonders betriebswirtschaftlich interessierte mich, wie das Verhältnis zwischen den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital harmonischer und gerechter gestaltet werden könnte. Zunächst hatten wir an eine Dominanz-Minderung bei der Einflussnahme des Kapitals auf Verteilung des erzielten Gewinns gedacht. Da ich durch meine neue unternehmerische Tätigkeit zahlreiche Geschäftspartner in Ungarn hatte, wollte ich mit einem deutschen und etwa 10 ungarischen Investoren auf Grund der erwähnten Idee ein Gemeinschaftsunternehmen (Freizeitpark) am Plattensee gründen. Der Aufbau und der Beginn wurde leider wegen dem unerwarteten Tod unseres kapitalkräftigen deutschen Partners eingestellt. Das zusammengesammelte Kapital hat unsere örtliche Koordinatorin und Rechtsanwältin veruntreut. Das kam bei der ungarischen „gesellschaftlichen Erneuerung“schon damals nicht selten vor. Diesen Plan mussten wir deshalb aufgeben, aber inzwischen habe ich mit meinem wissenschaftlichen Lehrmeister (Johannes J. Rőczey) auch erkannt, dass in einem zukünftigen Wirtschaftsmodell die Beziehung zwischen den Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital möglichst in einem gleichrangigen (gleichgestellten) Verhältnis eine gerechtere Zusammenarbeit zur Folge haben könnte.

(Siehe das Modell der „Betriebsselbstverwaltung“ und das Gutachten von Prof. Dr. Ralf Dahrendorf / Abb. bei 5.1.)

Es stellte sich aber erst später aus, dass die ungarische, politische Reformelite eher als „Fallschirmspringer-Elite“ aus einem nicht mehr lebensfähigen in ein anderes Globalsystem als Kollaborateur unterwegs war.

4.8. Wir geben unsere Reformlinie nicht auf, aber erzwingen wollen sie auch nicht


„Modern ist, was auch auf lange Sicht Sinn macht und den Menschen dient“ "Privat vor Staat? Nein, danke." In Dezember 2008 habe ich den Artikel mit diesem Titel vom Münchner Oberbürgermeister, Christian Ude ins Ungarische übersetzt und er hatte auch meinen Brief mit großer Freude empfangen sich in einem Antwortbrief dafür bedankt. - Ein paar Jahre später habe ich von ihm aber nichts Ähnliches bekommen, nachdem er von mir die deutsche Übersetzung der gesellschaftskritischen Studie von J.J. Rõczey: „Jede Ernennung ist ein Verbrechen gegen die Menschenwürde“ erhielt. Er hatte das nicht zufällig ignoriert, da er sich mit einer ungewöhnlichen ethischen Stellungnahme - bei seinen Parteigenossen - nicht disqualifizieren oder - bei den Arbeitenden - leider eben nicht reformorientiert qualifizieren wollte.
Die kritischen Anschauungen und Analysen unseres Umbruch-Kreises wurden weder vorher noch irgendwann auch später von Behörden oder Institutionen offiziell angegriffen oder beanstandet! Rechtlich gesehen ist unsere Auffassung vollkommen legal, also keinesfalls verfassungswidrig.
Das immer wieder gegen mich/uns angewendete Ignorieren und die hinterhältigen Diskriminierungen stellen feige „Verschwörungen“ dar als Auswüchse der einseitigen, westlichen Verbrauchergesellschaft, eher wie in einer Kannibalen-Kultur10. Dieser Prozess wirkte sich auch nach Ungarn nach der sogenannten Systemänderung als gern übernommenes Muster aus dem Westen aus. Ohne eigene kreative Alternative war das die einfachste Lösung einer Systemänderung. Mit Recht könnte das ungarische Volk, nach den vergangenen zwanzig Jahren in einer Diktatur die gesamte ungarische politische Elite des alternativlosen Verrates bezichtigen. Sie ließen sich durch die treibenden Wellen der wirtschaftlichen Globalisierung zu Helfershelfern vor allen im eigenen existenziellen Interesse umstimmen.

 

4.9. Mein Verhalten: wenn in Ungarn, dann mit der Entsumpfung dabei zu sein - hier im Winterhafen


Da ich meine Reformideen nicht aufgeben wollte, hatte ich hunderte von politischen Berichten und soziologische Artikel verfasst und sie vor allem auf ungarischen Internetportalen platziert (z.B. www.karpatiharsona.info). Da sich aber die gesellschaftliche Atmosphäre in Deutschland verschlechtert hatte, wusste ich mich so zunächst in Ungarn zu harmonisieren. Während meinen Geschäftsreisen habe ich das Land kreuz und quer bereist und sehr viele Freundschaften geschlossen. Die am Anfang starke Nachfrage auf dem hiesigen Markt für ungarische Immobilien- und Ferienangebote fing an, sich abzuschwächen. Mit der Zeit habe ich meine Maklertätigkeit einschränken und meine Firma nach einer langen Übergangszeit schuldenfrei auflösen können. Nebenbei konzentrierte ich mich auf die Vorbereitung meines künftigen Zufluchtsortes, einen Weingarten mit Seeblick am Plattensee, wo ich mich später als Rentner mit Sport, Weinanbau, Gartenarbeit und Meditieren beschäftigen wollte.

Zusehends ist die Fortentwicklung der deutschen Gesellschaft stecken geblieben, so hätte ich meine reichen, politischen Erfahrungen und Ideen hier nicht in die Praxis umsetzen können. Die Überreste der Emigration haben eine Art Ghetto-Kultur dargestellt. Die gesellschaftskritischen deutschen Gruppierungen, unter ihnen meine geistigen Verwandten, waren gleichfalls nicht mehr steigerungsfähig. Als ob ein Motor plötzlich seinen Geist aufgeben würde!... Zunächst habe ich mit meinen ungarischen Freunden im Umbruch-Kreis gehofft, dass wir durch das Anbieten der geistigen Erbschaft der Ungarischen Revolution von 1956 beim Reformieren des dortigen Systems und dem ungarischen Volk helfen könnten. Diese Möglichkeit wurde uns verwehrt. Der charakterfeste Aufrichtungsprozess der Landbevölkerung konnte nicht fortgesetzt werden. Wir hatten es auf eine vollständigere Demokratie abgesehen, aber die eigentlich heimatlosen „Fallschirmjäger-Intellektuellen“ unseres Geburtslandes ließen unsere Wünsche nicht in ihre Pläne integrieren. Unabhängig davon konnte ich ab jetzt in meinem Geburtsland den Kern unserer Alternative in Schriftform, den Umbruch-Gedanken, und die Bücher wie Die unvollendete Revolution verbreiten…

1956 – die Visitenkarte von Ungarn


Während meinen Besuchen, längeren Aufenthalten in Ungarn, wurde ich oft anlässlich meiner Aufklärungsversuche Unannehmlichkeiten ausgeliefert. Das Volk war ethisch stecken geblieben und auch in seiner politischen Kultur und in der Logik zurückgeblieben: Im Sumpf des religiös-nostalgischen Pharisäertums, im Nationalismus, in irrige Ersatzwissenschaften abgesunken, nicht gerade reif für kreative Ideen und Reformen. Zum Beispiel hatte mich das Verhalten meines langjährigen Freundes, des Gartenbauingenieurs Gábor D. am Plattensee, überrascht, es hatte ihn der Geist unserer ethisch ausgerichtete Alternative provoziert und erregt. Er hatte nicht verheimlicht, dass er nicht mit der menschenwürdigen Gleichstellung der Zigeuner einverstanden sei: „Eine Demokratie für diese, solche Leute?!“

In seiner existentiellen Unzufriedenheit hatte er seine unternehmerische Tätigkeit aufgegeben und nach einer anderen Form gesucht. Nach einer durchzechten, mit Pokerspiel verbrachten Nacht wollte er seine Gartenbauarbeit bei mir nicht mehr fortsetzen und beenden. Er war durchgedreht. In besoffenen Zustand war er bei mir eingetroffen, hatte seine Bezahlung im voraus gefordert und einen Faustschlag gegen mich gerichtet. Ich war zur Seite ausgewichen, hatte ihn jedoch trotzdem, verzichtend auf seine vollständige Leistung, ausbezahlt.

4.10. Steh auf, Janos!


Nachdem unsere Töchter erwuchsen, musste ich unsere Rentnerexistenz harmonisieren. Ich hätte nicht mit einer höheren Rente rechnen können und mitsamt meinen zusätzlichen Kapitalversicherungen wäre die Existenz meiner Familie nicht ausreichend abgesichert gewesen. Für unsere Krise brauchten wir also eine finanzielle Lösung. Ein „alter Freund“ (Dietmar H.) meiner Familie, ein Rücksiedler aus Siebenbürgen der zehn Jahre lang in unserem Aufgang gewohnt hat, hatte sich gemeldet. Seit ca. 30 Jahre lang haben wir einander nur zufälligerweise gesehen, aber unser gegenseitiges Vertrauen ist erhalten geblieben. Er hatte einiges ausprobiert und erlebt, ich hatte mich unternehmerisch und daneben sozialpolitisch in der Humanistischen Bewegung engagiert. Darüber hatte er nichts gewusst. Geistig waren wir nicht auf derselben Ebene, aber wir sind aufeinander angewiesen gewesen und er wollte uns mit guter Absicht helfen…


5. Typische und aktuelle Lehren über Arbeitsplätze

 

5.1. Die Firma BMW wie ein privilegiertes Musterunternehmen


Es sollte jetzt ein zwar abgekürzter, aber desto lehrreicherer Erlebnisbericht mit typischen Einzelberichten von mir folgen. - Wie ist also die Arbeitsatmosphäre im Stammbetrieb eines multinational tätigen, weltbekannten Großunternehmens?

Dietmar hat einen Rentner als seinen Schichtwechselpartner für Logistik im BMW-Innovations- und Entwicklungswerk gesucht. Ich habe die Aufgabe angenommen. Zwischen den in und um München liegenden Werken sollten Versuchsmotoren und ihre Ersatzteile hin und her transportiert werden. Unser Stützpunkt war die Zentralleitstelle auf dem Hauptbetriebsgelände, aber wir waren bei einem kleinen, auswärtigen Subunternehmen angestellt, gemäß einer mündlichen Vereinbarung mit dem Besitzer. Exakt 2 Jahre lang habe ich das dort durchgehalten. Täglich hatte ich 10-20 freie Aus- und Einfahrten durch die mit Wachmannschaften und elektronisch gesicherten Tore. Es ist bemerkenswert, dass ich während meiner langen Dienstzeit an den Toren nie exakt kontrolliert wurde. Anscheinend konnte meine Person nie in Verdacht kommen, was eventuelle Entwendungen wertvoller Gegenstände betraf.

                       Die Zitadelle eines multinationalen Königtums, aber nicht mit einem machtbesessenen "Trump"






































Nach 1-2 Tagen war ich schon für die Ladegeräte angelernt, bei vielen Abteilungsleitern vorgestellt und konnte mich in dieser „Kleinstadt“ leicht orientieren. Es fiel mir auf, dass Dietmar gleich nach meiner Vorstellung fast in jeder Abteilung zu den Abfall-Sammelkisten ging, um für sich nach noch gebrauchsfähigen Werkzeugen oder Material zu schauen.
-Weißt Du, das ist eigentlich nicht legal, aber es kommt hier vor, dass sie nach 30-40 Jahren Werkstätten abreißen und ganze Ausstattungen wegschmeißen. Es ist schade darum. Da wir normalerweise nicht kontrolliert worden sind, habe ich sogar schon für Häuser von Kollegen aussortierte Pkw-Hebebühnen zugeliefert.
Einmal hatte ich ihn in seinem Ferienhaus besucht, wo bei Holz- und Metallkonstruktionen ihre BMW-Abstammung erkennbar war. Aber er war eben ein loyaler Spezi von unserem Abteilungsleiter!
                                                     *
    - Nun hier ist ein zutreffender Zweifel an den Maßnahmen eines "starken Einzelnen", dessen politische, antidemokratische Ausrichtung seine Wählerschaft und die Justiz nachhaltig provoziert. Aber die Nachahmenden von Trump in diesem Stil (Orban, Erdogan, Babis,.. und jetzt schon auch Macron) vermehren sich noch:
       Bestätigungen für das "der Rechtsstaat wird beschnitten" (Unabhängigkeit der Justiz wird ausgehöhlt, Kontrollinstanzen, Bürgerrechte und die Pressefreiheit werden eingeschränkt) siehe unter dem DiePresse-Titel: - Die Abkehr von der Demokratie hat begonnen / Wolfgang Böhm, 22.03.2018 und noch von weiteren Feststellern dieses Faktums in der Reihe: "Wir sind umgeben von Autokratien" / Ursula von der Leyen, in einem "Zeit"-Interview bzw. in einer Studie der Bertelsmann Stiftung (BTI) von Robert Schwarz: "Um als Wertegemeinschaft bestehen zu können, muss die EU Wege finden, der Ausbreitung des illiberalen Denkens und Handels wirkungsvoll zu begegnen." - In Bezug auf die Verschlechterung der Demokratieindikatoren / diepresse.com, 23.03.2018

Heinz Bude, Soziologe an der Uni Kassel, hält die Mittelschicht für verbittert. Mehrheiten in Europa und den USA fragten sich, ob der Individualismus der letzten dreißig Jahre richtig gewesen sei. "Es gibt heute eine Mehrheit, die daran zweifelt, dass der Glaube an den starken Einzelnen eine gute Idee war." Denn die Welt habe heute mit Problemen zu kämpfen, die auch der starke Einzelne nicht lösen könne. Der Wunsch  nach Zugehörigkeit zu Gruppen wachse. Die künftige Bundesregierung müsse sich vor allem um die Verbitterten in der Mittelschicht kümmern. Die Mehrheit fühle sich der Schutzlosigkeit preisgegeben. Es herrsche ein breites Gefühl darüber, dass der Neoliberalismus nicht seriös war. (www.publik-forum.de, 23/2017) -
                                                     *       
Meine Aufgaben waren sehr interessant. Ich konnte in die Organisation und Funktionalität einer der modernsten Autohersteller von Deutschland hineinblicken. Das ganze ist dann später noch interessanter geworden, weil ich in den verschiedenen Abteilungen viele Menschen kennengelernt habe, zu denen ich gute persönliche Beziehungen pflegte. Ich kannte zumeist deren private, menschlich-familiäre Probleme und politische Einstellungen sowie aktuelle betriebliche und soziale Sorgen. Und neben der Erfüllung meiner Aufgaben konnte ich mich indirekt um meine Herzensangelegenheit kümmern:

Ich konnte dabei auch testen, wie der Umbruch-Gedanke und die „Betriebsselbstverwaltung“ von einer großen Belegschaft empfangen werden.

Technologische Innovation ist bei BMW an der Spitze, aber betriebswirtschaftliche Reformvorschläge werden ignoriert: Warum konnte das vorgeschlagene Betriebsselbstverwaltungsmodell bei BMW nicht gefördert werden? Diesbezüglich siehe im Absatz 5.3. Maiks-Vorschlag

5.2. Wer der Boss ist, der ist der Herrscher, ein Treiber?


Mein Vorgesetzter in der Logistik ist ein hochmütiger und 150 kg schwerer Bayer (Sven V.) gewesen, der am ganzen Tag, sitzend von seinem Computer aus, seine „Knechte“ dirigierte (Zusammensetzung: drei Bayern, zwei Türken, ein Pole und ich). „Sven hat sich auf allen Linien als ausgebildeter Schlosser treu zum Betrieb fleißig hochgearbeitet“. Auch infolge seines ständig wachsenden Gewichtes hätten Konkurrenten ihn, den Vasallen aus seiner Logistik-Leitstelle kaum ablösen können. Ich hätte eine schwere Aufgabe, falls seine knechtische Dienstbereitschaft gegenüber dem Entwicklungsmanagement von mir exakt beschrieben werden sollte! Wegen seinen Manieren bzw. unserem Qualifikationsunterschied, besonders meiner Gesellschaftsbetrachtung, hatte ich von Anfang an zwischen uns mit öfteren Spannungen rechnen können!…

Seine erste Zurechtweisung war: - Du sollst zur Kenntnis nehmen, dass bei BMW die Brotzeit heilig ist, du darfst niemanden durch deine Lieferungen beim Frühstücken belästigen! Aber während unserer Zusammenarbeit hat er diese Regel doch sehr oft hinterhältig und grob verletzt! Nie hatte er mir eine Belobigung ausgesprochen. Ich war aber für ihn zu jeder Zeit abrufbereit, z.B. auch aus meinem Urlaub in Ungarn. Nachdem mein Schichtwechselpartner plötzlich krank wurde, wurde ich telefonisch zurück bestellt. Das wurde von mir erfüllt und nie habe ich von der Arbeit gefehlt. Ab und zu blieb ich zwar nicht fehlerfrei, aber nie wurden meine Ladungen beim Transport beschädigt. Zwei Jahre lang habe ich trotz seiner Unberechenbarkeit durchgemacht.

- Ich habe zu deiner Kenntnis gebracht, dass die Ladung sehr eilig ist. Warum bist Du nicht sofort gestartet?! Ich hatte dich vom 2. Stock aus dem Fenster beobachtet (er hatte dort mit seinen Spezi an ihrem Biertisch gefrühstückt) und Du hast das Ende der Brotzeit abgewartet!? - Es ging dabei um einen 5 minütigen Transport in die Nachbarschaft und die dortigen Kollegen hätten ihre Bestecke nicht weggeworfen, wenn ich so früh plötzlich eingetroffen wäre..

Vom Anfang an habe ich versucht, die wissenschaftlichen Thesen der Alternative der „Betriebsselbstverwaltung“ und der demokratischen Marktwirtschaft bei verschiedenen Mitarbeitern anzusprechen. Auch spontan bei den aufrichtigeren Abteilungs- und Gruppenleitern. Manche haben mir diese Schriften am nächsten Tag sehr schnell mit ängstlichen Blicken zurückgegeben, manche nicht und gab es solchen, der mir sogar seinen nicht mehr benutzten Tischtennisschläger geschenkt hat,… etc. Wir hatten mehr schon als nur Akzeptanz füreinander! Ein mal hatte ich zufällig und von anderen unbemerkt die Tür zum Lastaufzug in einem Kellerlager mit meinem Ladegerät geschrammt, aber das nirgends gemeldet. Aus Angst habe ich das verschwiegen. Die örtlichen Leiter haben nicht mal nachgeforscht oder bei mir nachgefragt „Bist Du vielleicht dort vorbeigefahren?!“ Sie hatten es geahnt, aber „glücklicherweise“ keine Strafmotivation im Kopf. Sehr oft merkte ich, dass ich wegen meiner Höflichkeit und Empathie bei den Kollegen Sympathie und Vertrauen gewann und die sich auch mit ihren privaten Problemen und Sorgen an mich wandten. Da ich auch rechtliche Kenntnisse besaß, konnte ich mein Wissen als geprüfter Meister bzw. Betriebswirt des Handwerks mit meinen Erfahrungen und meiner Solidarität bei ihnen unter Beweis stellen. Aber mit der Zeit hatte mein direkter Chef, Sven, von seinen Spitzeln erfahren können, was für ungewöhnliche Welt- und Gesellschaftsanschauungen ich habe. Diesbezüglich war ich aber immer aufrichtig. Wir sind doch tolerante Bürger einer pluralistisch-demokratischen Gesellschaft! Eines Tages einmal habe ich mutig meine Frage an ihn gestellt:
- Sven, ich hätte an Dich eine ernste Frage, einen betriebswirtschaftlichen Vorschlag, dürfte ich das äußern? Seine Antwort: - Erzähle mir das nicht, eher geh heim nach Ungarn mit einem Eimer in der Hand und reinige bei euch das vom roten Industrieschlamm beschmutzte Gebiet! (Es entstand damals gerade ein giftiger Speichersee-Unfall wegen unternehmerischem Leichtsinn in Westungarn mit mehreren Toten.) Bitte, so konnte sich ein Vorgesetzter, ein verantwortlicher Abteilungsleiter der Wirtschaft in einer „Demokratie“ oder eher in einer durch Zügellosigkeit ausgeuferten Wirtschaftskultur äußern. (Ich hatte nur die deutsche Staatsbürgerschaft und lebte seit über 40 Jahren in München.) Und das in einem Gebiet, am Arbeitsplatz, wo wir alle fast die Hälfte unseres Lebens verbringen! - Na ja, in einem verengten, verkrüppelten Rahmen unserer universellen Menschenrechte.

Mein Normativ mit der Menschenwürde im Zentrum konnte die Mehrheit meiner Kollegen bloß bewundern, da die tagtäglichen Diskussionen untereinander in unseren Abteilungen gehemmt und niveaulos blieben.. Ausnahmsweise nur ein einziges Mal hatte sich mein Chef in meine Richtung mit einem Lob hervorgetan: - Mein Auftrag ist nicht einfach, aber Du kannst sowieso auch so zauberhaft wirken, dass Du diese Aufgabe erfolgreich erledigen kannst!
Manchmal ist bei uns ganz unauffällig eine Gestalt hereingeschneit. Ich hatte ihn für einen Gewerkschaftsfunktionär gehalten, weil er meistens kleine Hefte oder Flugblätter vor Sven hingelegt hatte. Erst nach einem Jahr habe ich erfahren, dass er die Position des Betriebsleiters innehatte. Da ich ihm nie vorgestellt worden war, hatte ich unter merkwürdigen Umständen folgendes in Erfahrung bringen können: Während einer Ruhezeit habe ich auf Abfallbrettern eine zerlegte Transportkiste gefunden, für die ich zu Hause Verwendung gehabt hätte. Ich entfernte ihre Nägel und legte sie in einen Nebenraum hinein, da ich sie nämlich am nächsten Tag mit meinem Transporter heimbringen wollte. Mich hat es stutzig gemacht, dass ich sie am nächsten Morgen nicht mehr an der Stelle gefunden hatte, sondern in der großen Halle. - Wer hat sie denn hergebracht, welcher von euch wollte mit mir einen Streich spielen? - fragte ich die Kollegen. Sie haben bloß gelacht. Nach der Schicht habe ich die Bretter mitgenommen. Am nächsten Morgen hat Sven sich an mich gewendet: - Bei mir hat unser Betriebsleiter reklamiert und irgendein Holzmaterial gesucht, das er sich hier vorgestern zur Seite gelegt hatte. Weist du was darüber? Ich habe eingesehen: - Er war also der „Unbekannte“, der meine Holzbretter weggeschafft hat! Ich habe sie dann doch gefunden und mitgehen lassen. Dieses Mal habe ich also Pech gehabt. - Falls mal Sven in einer guten Stimmung war, hat er mir z.B. leere, große Kanister für destilliertes Wasser zum Mitnehmen für Weinlagerung angeboten, die wären zu schade für den Abfall gewesen. Erst bei dieser Angelegenheit habe ich erkannt, wer der Chef meines Vorgesetzten war. Unbewusst hatte ich unglücklicherweise seine Absicht durchkreuzt. Sicherlich wurde mein Name bei ihm dann von Sven erwähnt…

 

5.3. Endlich, ein Mensch, ein menschlicherer am Horizont… und dazu noch ein richtiger Intellektueller!


Bald habe ich infolge eines „himmlischen Trosts“ den Logistiker der Sondermotoren-Entwicklung, den Maik, kennengelernt. Ich erzählte ihm über die von meinem Umbruchkreis geförderte Alternative vom Wählen der Vorgesetzten in den Betrieben und Unternehmen. Seine Antwort kam für mich unerwartet treffend: - Davon bin ich auch längst überzeugt! Ich lese viel. Es ist mir ein Autor mit seinem Buch aufgefallen: „Der Feind in meinem Büro“ von Martin Wehrle. Ich zitiere daraus:

„Wenn die Mitarbeiter ihre Vorgesetzten demokratisch wählen dürften, dann würden sie alles dafür tun, dass sie dadurch ihre richtige Entscheidung beweisen können. Sie würden in ihrer Gemeinschaft kooperativer denken, mehr kreative Verbesserungsvorschläge abgeben, würden ihre Leistung steigern. Sie würden sich besser mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren. Sie würden ihrem Chef 11 einen sicheren, ehrlichen Rückhalt erweisen, anstatt ihn zu verhöhnen.“!
/ Später, beim Lesen der verbitterten Meinungen zumindest von Kasimir und Barna bei BMW sollten wir unserer seelischen Toten gedenken!

Ich habe mich verwundert. Später desto mehr, wann er über seine mutige Initiative erzählte: - Mich können die oben nicht verängstigen. Im nächsten Jahr werde ich in Rente gehen. Sie könnten mich nicht bloßstellen. Mutig habe ich meinen Vorschlag : „Wir sollten unsere Vorgesetzten demokratisch wählen!“ bei unserem Betriebsrat abgegeben. Schriftlich. Das war vor einem Jahr, seitdem warte ich auf eine Antwort. Er hat vergeblich darauf gewartet – da dieser Umbruchgedanke „normative Demokratie“ heute in der europäischen, sowohl institutionellen als auch politischen Kultur ausdrücklich ignoriert und sogar verfolgt wird.12 Sofort konnte ich dieses Verhalten von Maik mit dem meiner ehemaligen, heute den globalen Anlegern ausgelieferten Landsleute assoziieren, da sie kaum so eine gesunde und ethische Sensibilität auf seelischer und geistiger Ebene wie Maik sich aneignen könnten! Ich gratulierte ihm aus vollem Herzen.

Ab diesem Zeitpunkt wurde er zu meiner besten, ernsten Beziehung im mehrheitlich solidarischen Kreise der Kollegen bei BMW. Seine Abteilung musste ich fast tagtäglich kontaktieren - Motoren, Spezialanfertigungen hinbringen oder abholen - sehr gern machte ich das. Bereits beim Eintritt durch die Tür fiel mir eine angenehme Atmosphäre in dieser Abteilung auf. Die haben Spaß beim Arbeiten, an der Produktion, hat man gleich gedacht! Gruppenleiter, Techniker, alle waren sehr freundlich und ansprechbar. Das sie auch menschlich miteinander solidarisch waren, dabei wirkte wahrscheinlich Maik, „ihr Können als Soziologe“ am stärksten mit. Einmal stellte Maik mir Michail vor: - Er ist unser Neuling, kommt aus Rumänien, aus Siebenbürgen. Er flüsterte mir noch zu, dass er schlecht deutsch spreche und in den anderen Abteilungen von Vorgesetzten lümmelhaft diskriminiert werde. Michail fing an zu mir mit vorwurfsvollen Ton zu sprechen an: - Ihr Ungarn und Szekler seid mit uns befeindet! Ich hatte das gleich so erwidert: - Michail lassen wir dieses Thema liegen! Eher sollten wir künftig darüber sprechen, was uns hier mehr verbindet, und das ist die Gerechtigkeit am Arbeitsplatz und in dieser Gesellschaft! Er war damit einverstanden und egal wann später mich erblickt hatte, hat mir auch aus mehreren hundert Metern Entfernung freundlich zugewunken.

Fazit:
Die längst stecken gebliebene politische Entwicklung scheint in der Politikverdrossenheit begründet zu sein: im seit Jahrzehnten andauernden „Demokratie-Spiel“ wird die Ungerechtigkeit immer stärker. Dabei ist die Gewerkschaft nicht nur ein Überbleibsel der marxistischen Hasserregung, sondern neben dem Vatikan ein Verbündeter der – sich für Demokraten haltenden – Regierungen im eigenen existenziellen Interessen dementsprechend so dabei sind, dass alles gesellschaftlich beim Alten bleibt! Anders: dass das Volk beim Mitdenken und eventuellen Initiativen im Demokratie-Spiel vernebelt wird.13


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Ein Einsatz über beunruhigende, rechtstaatsfeindlichen, finanzpolitischen Erscheinungen während der Jahrtausendwende in Bezug auf die europäische Werteordnung:
- Alarmsignale der gesellschaftspolitischen Rückfälligkeit in der EU

Die Werteordnung eines demokratischen Staates

Die staatlich garantierende Reihenfolge in den Verfassungen nach Priorität von gesellschaftlichen Werten auf werteordnung-soziologisher Grundlage:

1. Werteform der Freiheit als Träger der Menschenwürde
2. Soziale, existenzielle Absicherung (menschenwürdiges Leben)
3. Schutz des Eigentums, des Geldes und des Kapitals

Am Anfang des neuen Jahrtausends hat die Sensibilität der Bürger in Bezug auf die empirische Reihenfolge dieser Werte in ihrem Bewusstsein stark nachgelassen. Ich möchte hier auf diesen das Demokratieverständnis schwächenden Geist als Rückfall hinweisen.

Zwei Beispiele bzw. Aktionen von mir gegen die finanzpolitische Ausrichtung der Banken:

Beispiel 1:  "Wer arbeitet, hat keine Zeit, Geld zu verdienen"


Liebe Postangestellten, dieser Werbungssatz an dem Plakat, vor dem Sie Ihre von mir geschätzte, mühsame Arbeit tagtäglich verrichten, ist unsittlich und damit verfassungswidrig! Erklärung: Der aktuelle Werbespot des Postbank-Investmentfonds ist ein Beispiel für Missbrauch von Begriffen bzw. Werten. Korrekterweise hätte er folgendermaßen formuliert werden müssen:

"Wer arbeitet, hat keine Zeit, durch Spekulation (mehr) Geld zu verdienen!"

In der Originalversion verstösst der Werbespruch gegen die Menschenwürde und verhöhnt die vor dem Plakat tätigen Postmitarbeiter. Seien diese vielleicht nicht klug genug? (Daraufhin wurden diese Plakate ganz schnell entfernt!)

Beispiel 2:

Aus meiner Beobachterposition habe ich mehrere Male Zeitungen wegen ähnlichen Schnitzern kritisiert. Titelsatz der SZ /München: "Freiheit ist das Ergebnis von Leistung" / HypoVereinsbank Vorstand, A.Schmidt 26-27.10. 2002 - und das im Sinne des bekannten Leitsatzes "Arbeit macht frei".... wie kann man so etwas heutzutage sogar als Titelsatz verkünden? Mit der bewussten Werteform unserer wichtigsten Grundrechte gibt es wieder Missverständnisse und terminologische Krisen in unserer Gesellschaft. Unsere politische Kultur ist im Vergleich mit der technologischen stark zurückgeblieben. (Siehe dazu meine Fokussierung auf ihre Definition in der Erklärung für persönliche Auffassungen am Ende der Soziographie).

Ein Grundrecht soll immer unabhängig von Leistung, Arbeit und Arbeitswilligkeit gewährt sein!
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5.4. Der Wert der Menschenwürde hat Priorität immer vor der Religion und der nationalen Zugehörigkeit


Ebenfalls ein besonders vertrautes Verhältnis hatte ich in unserer Logistikzentrale zu einem direkten türkischen Mitarbeiter namens Halim. Keinesfalls zufällig: ihn hat in seiner Würde unser Boss durch primitive Anmerkungen oder Barschheit auch öfters verletzt. Halim hatte sich nachher meistens - sich berufend auf seine Wirbelsäulenbeschwerden - einfach für einige Tage krank gemeldet. Er konnte sich das leisten, da er seit Jahrzehnten schon ein geschützter Betriebsangestellter war. Zwar hatte sich das Verhalten von Beiden auf die Teamarbeit und Leistungen der Abteilung ausgewirkt, aber niemand kümmerte sich darum. Es ist doch besser, sich nicht um sozial gerechtere Verbesserungen zu kümmern, als sich in solchen Streitigkeiten gegenüber dem Chef “provokativ einzumischen“! Halim war unser Spezialist für Maschinen aller Art zum Verladen, inklusive des computergesteuerten Lagerregalsystems. Obwohl er ein fundamentaler Moslem war, waren wir trotz unseres unterschiedlichen Glaubens zueinander tolerant und hinsichtlich unserer Moral verwandt. Wir diskutierten sehr oft über religiöse Themen, aber kaum über Grundsätze der Gesellschaftsphilosophie. Er war doch ein islamischer Salafist, mit dem zu streiten sich nicht lohnt.
Er hielt jedoch als Mensch zu mir und war später der Einzige, der mich im voraus verständigte, dass gegen mich etwas Feindliches im Gange sei. Das führte am Ende zum Verlust meines Arbeitsplatzes. Einzig und alleine Halim hat mich nachher von der Abteilung aus angerufen und sogar ein Jahr später zu einem Treffen und einer solidarischen Unterhaltung vor dem Betriebstor eingeladen…

 

5.5. In einer gut getarnten Gesellschaftsmaschinerie


Kasimir K., der Lagerist für Betriebsmittel und Motorenzubehör in unserer Abteilung, war ein alteingesessener, gewissenhafter Lakai. Ein eingebürgerter Pole, der ehrlich, aber penibel loyal zur Betriebsführung war. Mit ihm hätte es keinen Sinn (mehr) gehabt, über Religion, Politik oder evtl. über die historische ungarisch-polnische Freundschaft zu diskutieren. Ein durch seine jahrzehntelangen Betriebserlebnisse ziemlich resignierter BMW-Angestellter. Obwohl er seine Verwandten in der alten Heimat öfters besuchte, bekannte er sich lautstark als Deutscher. Die Einheimischen halten solche für „Rucksack-Deutsche“. Ich hatte es nicht verstanden, warum er sich so in eine umgewandelte Persönlichkeit retten musste? Wegen einer seelischen Verletzbarkeit oder aus Gleichgültigkeit!? Aber später zufällig habe ich ein halbstündiges Gespräch zwischen ihm und seinem früheren Kollegen aus einer anderen Abteilung mitgekriegt. Neben mir an einem Schreibtisch haben sie sich ganz leise, aber offen unterhalten bzw. gegenseitig über ihren ehemaligen Vorgesetzten beklagt:

- Endlich ist dieser genusssüchtige Verbrecher verschwunden, in die Rente abgehauen! Erinnerst Du dich, wie oft er uns beleidigt und gedemütigt hat?! Vierzig Jahre lang saß er als Abteilungstreiber an unserem Hals. Dieses Schwein hätte längst schon in Rente gehen können, aber hatte verlängert, da er sich aus Treue? so wertvoll für die Firma gehalten hat. Es ist ein Wunder, dass wir das Ganze, seine Folterungen überlebt haben und von keinen organischen und psychischen Krankheiten gezeichnet sind!… Nach fast einem halben Jahrhundert.
Diesen erleichternden Seufzer habe ich wie ein Dankgebet von einem Atheisten aufgenommen. Auf Anhieb konnte ich im nach hinein die Zurückhaltung des Polen verstehen. Ich habe sie dann angesprochen:
- Ich habe Eure Unterhaltung zufällig mitgekriegt. Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten soziologisch mit diesem Problem und würde Euch einen Textauszug als Denkanstoß dazu übergeben. Wie könnten wir solche Missbräuche an Arbeitsplätzen verhindern? Wir dürften doch unsere Vorgesetzten demokratisch wählen und sie auch evtl. auswechseln können!
Zwar hatte er meine Schrift angenommen, aber sich später bei mir leider nicht mehr gemeldet. Vermutlich wurde er ängstlich und aus Angst konnte er zum Thema nicht angesprochen werden. (Ähnliches habe ich mit einem anderen Kollegen erfahren, - siehe den Abschnitt, in dem es um Basti geht - ) Obwohl die gemeinsamen guten und schlechten Erlebnisse Menschen miteinander verbinden, aber in diesem Fall habe ich mit Neugier einen Eingeschüchterten befragt. - Ich musste als von einem auswärtigen Subunternehmen Beschäftigter nicht vor einer Rache fürchten, im Gegensatz zu ihm!

Mein Verbesserungsvorschlag wäre aussichtslos bei einem so unbeholfenen Publikum und auf dieser Betriebsebene! Unter Kannibalen gibt es stärkere und menschlichere Solidarität als zwischen den Mitgliedern dieser Abteilung, wie sie zumindest offensichtlich auf der Oberfläche herrschte.

Die Kultur in unserer Wirtschaft - obwohl sie willenlos ist – weckt und suggeriert Reflexe von Konkurrenz in den Teilnehmern, denen Schutz nur von der marxistisch geprägten Gewerkschaftsbewegung gewährt wird. Sie will auch keine sinnvoll gerechtere Änderung der Lage (siehe in Fußzeile10). Infolgedessen wird die Teilung der Arbeiterschaft teilweise zu in ihrer Würde eingeschränkten Verbrauchern – gegenüber den leitenden, vom Kapital ernannten Angestellten – degradiert. Die Arbeiter sollen die manipulierbaren Geisel der kleinkapitalistischen Denkweise bleiben:

„ Du solltest möglich fachlich von vielen Sachen verstehen, gute Leistungen erbringen aber alleine, als Mensch in der Gruppe eher schweigen. Kurz und bündig: kusch! „

 

6. Diejenige, die in des anderen Augen den Splitter bemerken, aber im eigenen nie den Balken!   


6.1. Seelische Befunde


Ähnlich wie Kasimir besaß Edwin S. aus der Konstruktions-Abteilung ein ähnlich verschlossenes Profil, jedoch interessierte er sich ein bisschen für meine Ideen. So kam es später zwischen uns zu einem ausführlicheren Gespräch. Aufmerksam wurde er auf mein blaues Abzeichen mit der weißen Friedenstaube, das ich noch bei den Humanisten erworben hatte. Ich habe es ihm geschenkt. Meine zum Motiv bezogene, ausführliche Alternative hat er aber zum Schluss strikt abgelehnt: - Die Menschen sind böse und berechnend. Dein Alternativ-Modell würde sich in der Praxis nicht bewähren, da die wählbaren Vorgesetzten-Kandidaten auch käuflich wären! - Hat aus ihm vielleicht der Geist von Judas gesprochen? - Sonst wer aus diesem Manifest?

Doch hatte ich mit meinem Gegenargument erwidert, dass derselbe Mensch, der dem „Bösen verfallen“ ist in einer Struktur, die besser als die bestehende ist und mehr Chancen für Gerechtigkeit voraussetzt, sich anders, also annehmbar moralisch besser verhalten würde.
- Stehlen oder ehrlich zu sein, eingeweihte Komplize zu werden sind logische Alternativen vor Entscheidungen. Es kommt der bewussten Freiheitskultur und der Sensibilität an, wie der Einzelne sich entscheidet! - Das könnte die Ausrichtung von solchen sein, die ihr Leben als vollständigen Menschen vorstellen im Gegensatz zu denjenigen, die opportunistisch vegetieren möchten. Nicht gesprochen von den Ausgelieferten und nicht selten auch von hemmungslosen Karrieristen!
Wie viel Milliarden gehen verloren in unserer Volkswirtschaft durch die Streiks und den abartigen Wirtschaftsliberalismus?

- Nur ein aktuelles Beispiel aus der Praxis nunmehr zum wiederholenden Nachdenken: "Im Dieselskandal hat ein Gericht in den USA gegen den Manager Oliver Schmidt eine mehrjährige (7 Jahre) Haftstrafe und Geldstrafe verhängt... Er argumentierte, sei wesentlich an den Skandal beteiligt als die hochrangigen Führungskräfte, die die Abschalteinrichtung über mehrere Jahre (!) entwickelt, implementiert und verfeinert hätten....
In seinem Brief an den Richter Cox zeigte (Sündenbock-)Schmidt sich nun enttäuscht von seinem Arbeitgeber VW.: - Ich muss sagen, dass ich mich im Dieselskandal von meinem Unternehmen missbraucht fühle - , schrieb er. Sein Fehler sei vor allem gewesen, die Befehle von oben befolgt zu haben. - Ich hätte diese Anweisungen ignorieren sollen." (www.welt.de, 07.12.2017)
Und das ist ein lächerlich-trauriger Hinweis auf unsere erstarrte Wirtschaftsordnung!

Ich hatte aber auch zahlreiche angenehme Erfahrungen bei den „kleinen“ Vorgesetzten, Werkstattleitern, weil sie bei der Logistikarbeit meine zuständigen Ansprechpartner waren und wir miteinander leicht auf den gemeinsamen Nenner kamen. Zum Beispiel haben sie für ihre Gruppen kleine Geburtstagspartys organisiert, zu denen sie mich auch eingeladen hatten. Aber ich konnte nicht schweigen, als ich gelegentlich bemerkte, dass Gastarbeiter aus nicht europäischem Kulturkreis nicht mit uns im selben Raum saßen - auch wenn sie nicht mit uns dieselben Gerichte aßen: - Sie, zum Beispiel die Türken, sollten als Teil unserer Kollektive die gemeinsame Atmosphäre gestalten, auch wenn sie zugleich eine von unserer abweichende Esskultur haben!

Falls unter uns die zwischenmenschlichen, kulturellen Angewohnheiten und abweichenden Unterschiede auch nach mehreren Jahrzehnten unverändert erstarrt und komisch blieben, - unglaublich, nicht wahr?! - habe ich gedacht, wie könnten dann bei uns die untereinander viel empfindlicheren Problemen geschlichtet werden?

Zum Beispiel neben unserer Abteilung im riesengroßen Gemeinschaftsraum frühstückten oder aßen sonst an den Mittagen nur die zwei Türken miteinander, alle anderen Kollegen blieben und aßen hinter ihren Computern, das war für mich "multikulturell schon ein bisschen komisch"! - Deshalb an meinem Geburtstag habe ich "die Große chinesische Mauer" durchgebrochen: ich ließ also auf Grund meiner Einladung alle Kollegen dort zusammen nebeneinander sitzen. Für die Türken hatte ich Döner serviert, von den Anderen ließ ich die Kochkunst meiner Frau ausprobieren. Hemmungen feudalen oder mittelalterlichen Ursprungs sollten in unseren Reihen endlich abgebaut werden!

Aufgrund von soziologischen Ansprüchen kam ich zum Fazit, wenn „unsere Menschenwürde in ihrer Bedeutung, Hochsetzung im Wirtschaftsbereich erst dem Kriterium wirtschaftliches Gleichgewicht folgt“, nach einem Schnitzer von A. Merkel, dann könnten wir die Ungerechtigkeiten verursachenden kulturellen und strukturellen Rückbleibsel in unserer Gesellschaftsform demokratisch nicht mehr reformieren. Ich habe erfahren, dass obschon die Existenzabsicherung bei diesem Musterbetrieb - siehe Gewinnbeteiligung der festen Betriebsangestellten - befriedigend, die soziale Sicherheit anscheinend vorbildlich ist, aber dafür die Mitarbeiter Einbüße in ihrer Souveränität in Kauf nehmen müssen. Es gibt nicht nur beispielhafte Musterbetriebe in Deutschland!

So entstehen kollektive Tabuthemen, also Hemmungen beim Auftauchen von antisozialen Problemen in den Teams, für deren Lösungen sie sich ausgegrenzt fühlen. Sie können nicht mit- und nachdenken bzw. in einer Gemeinschaft soziale Strukturen innovativ mitgestalten. Für solche flüsternden Gespräche sollte der Standort nicht der Vorraum der Toilette sein, sondern ein runder Sitzungstisch in einem Gemeinschaftsraum! Mit mir waren die weniger qualifizierten Kollegen aufrichtiger, sie haben mich für einen vertrauenswürdigen Vermittler gehalten, weil ich kein direkter BMW-Angestellter war. Aber ich konnte merken, dass ich in Diskussionen mit einfacheren Arbeitern manchmal ihre Gemüte aufgewirbelt habe. Ja, das ist klar, wenn die Probleme verschleiert werden! Obwohl sie mich auf keinen Fall für einen Spitzel halten konnten. Es wäre dafür eher dem Lehnsdienst der örtlichen, miteinander konkurrierenden Karrieristen zu bedanken. Die auf den fundamentalen Wert der Menschenwürde errichtete Gesellschaft - besonders ihre Wirtschaft! - wird durch ihre wichtigste Zielsetzung, die gerechte Verteilung der Gesamteinkommen, angegeben. Das würde strukturell und sozial erfordern, dass ihre führenden Kräfte überall möglichst die besttauglisten Mitarbeiter sind. Das Erstreben von Zielsetzungen in der Produktion und Dienstleistungen nur in außenordentlichen Zwangs- oder Notsituationen sollten durch autoritäre Befehlsmaßnahmen praktiziert werden. Voreilige, nicht durchdachte Methoden könnten für die Koordinierenden Probleme bei ihrer Arbeitsidentifikation verursachen!


6. 2. Befehlsherrschaft – pro und kontra


Zum Beispiel von Sven habe ich öfters gehört: - Frage bei mir nicht nach, schlage nichts vor, bloß führe es immer aus! - Wenn er einen freien Tag hatte, hat ihn ein kleines, stämmiges, aber großartiges Männchen von einer anderen Abteilung vertreten, Bastian. Er hat mich vor meinem Schichtantritt so vorbereitet: - Morgen fängst Du bei der Niederlassung-A an. Ich wage ihm vorzuschlagen: - In Ordnung, aber ich könnte mich nachher zugleich daneben bei der B umschauen, da bei denen fast an jedem Tag etwas abzuholen ist. Dadurch könnte ich etwas Diesel und Zeit einsparen. Seine Antwort: - Ich bin damit einverstanden. Diese positive Erfahrung habe ich meinem Partner erzählt: - Pass auf Dietmar, der Basti wäre für uns ein besserer Chef gewesen, als der Sven. Er kann sich freuen wenn du mit mehr Freude und selbständig arbeitest, er kann auch deine Vorschläge akzeptieren! Und dieser Knechtgeist von Sven hat sich doch verraten: - Natürlich.

Zwar waren wir, ich und Bastian gegenüber einander sympathisch, aber er verschloss seine Gedanken in sich. Warum, stellte sich die Frage. Sie habe ich mir damit beantwortet, dass sich miteinander über dieses Thema zu unterhalten einerseits irgendwie nicht zur deutschen Mentalität passt - könnte er mit Sven solidarisch sein oder lehnt Konkurrenzneid ab -, andererseits ich mich ungefragt in die Position eines ungebetenen Fürsprechers versetzt hatte. Ob Feigheit und Angst gegenüber Obrigkeiten (ähnlich wie im Gespräch unter 5.5. zwischen Kasimir und seinem Kollegen dargestellt), oder als das die Folge der starren und für fragwürdig gewordenen zügellos liberaler Erziehung war, konnte ich nicht erfahren. Also, ob er für die Aufgabe als Vorgesetzter unserer Abteilung besser getaugt hätte als Sven, konnte praktisch leider, während meiner Anwesenheit, auch von der Geschäftsleitung oben in Bezug auf eine eventuelle Beförderung von Bastian, nicht bestätigt werden.

An den Arbeitsplätzen ergibt sich nicht nur eine ungerechte Verteilung des Volkseinkommens, sondern lassen die geistige Sensibilität und die Kommunikation in der ganzen Gesellschaft diesbezüglich auf einem niedrigen, an den Arbeitsplätzen sogar, vulgären Niveau. Siehe infolgedessen das Ergebnis: immer mehr öffnet sich die Schere zwischen Reichen und Armen - seit Jahrzehnten unveränderbar!! Für Gesellschaftsreformer, Einzelgänger ist es eine schwere Mission, diese Leitkultur zu verändern.

Ich habe im Arbeitsalltag verschiedene ungewöhnliche Verhaltensreaktionen getestet und mich dabei hierzu möglichst empathisch auf die Persönlichkeiten eingestellt. Falls zu erkennen gewesen ist, welche Absichten/Ziel er/sie hatte, dann habe ich versucht, ihnen entgegenzukommen. Im Focus dieser Verhaltensform steht die gegenseitige Hochachtung der Menschenwürde in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei verhält es sich anders: in den Abhängigkeiten ist die Wahlfreiheit nämlich richtig zu praktizieren. Mit Verwunderung haben nicht nur die Kolleginnen, sondern auch die Kollegen reagiert: ich erreiche als Erster vorn die Durchgangstür, merke, dass jemand mir folgt (oder von der anderen Seite her kommt und die selbe Absicht hat). Ich halte den Türflügel auf, bis die andere Person auch durch kommt. Was denkt sie/er? - Wofür ist das gut, wir stehen im Wettbewerb, sogar in Konkurrenz! Die überwiegende Mehrheit hat das positiv geschätzt!

Nicht nur die Blicke der Mitarbeiter, auch von den meisten Chefs bestätigten das, sondern das Vertrauen in meine Auffassung und Hilfsbereitschaft von vielen gelegentlich Beratenden: - „Komm, ich habe Probleme zu besprechen, wie siehst Du das, was sollte ich tun??“ z.B.: 1/Eingebürgerter Afghane, Lkw-Fahrer, seit 15 Jahren in Ehe mit einer Deutschen, 2 Kinder, „Meine Frau ist geisteskrank geworden“, 2/ junger, deutscher Motorenprüfer, endlich in vielversprechender Beziehung mit einer deutschen Freundin, deren früherer Freund aus dem Kosovo sie unter Druck und Erpressungen setzt, 3/ deutscher BMW-Betriebswirt verwitwet, mit erwachsener Tochter, die in einen Türken verknallt ist,… oder eben der baldige Rentner Maik - siehe unter 5.3. - , der Betriebslogistiker von der BMW-Motorenentwicklung mit einer tiefen sozialer Verantwortung und Kreativität,… und noch sehr viele andere. Es gab eine Reihe von solchen menschlichen Annäherungen, die uns psychisch immer gegenseitig stärkten. Es gab aber auch ablehnende Reaktionen nach meiner ungewöhnlichen Themenwahl und den Testfragen. Zum Nachdenken darf man erodierte Lohnsklaven eben nicht provozieren. Es sollte für sie eher beim Alten bleiben!

Zwischen solchen Bergen und in solchen Tälern kurvte mein BMW-Zug tagtäglich.

6. 3. Ein erfolgreicher „Ungar“ ist keine Ausnahme: tritt nach unten und leckt nach oben


Mein bitterstes Erlebnis, eine große Enttäuschung, war für mich in der Endphase meiner Anstellung zwischen mir und einem ehemaligen Landsmann. Das lief sehr merkwürdig ab. Ich habe ihn, Barna S. noch vor den achtziger Jahren kennen gelernt. Damals als neuer Flüchtling besuchte er regelmäßig den von mir organisierten, sozial-kulturellen Integrationsclub in den Räumen des Ungarischen Zentralverbandes. Donnerstags gab es Partys bzw. Diskussionsabende, an Wochenenden Ausflüge zu Seen, Bergen und Flüssen. Eine Zeit lang hatte er zusammen mit seiner Frau aktiv mit kräftigendem solidarischen Geist mitgewirkt. Später konnte er sich schnell als Konstrukteur bei einer Firma einarbeiten. So zum Schluss endlich bei der namhaften BMW. Seit 30 Jahren habe ich von ihm fast nichts gehört. Jetzt habe ich erfahren, dass er im Werkzeugkonstruktionsbüro der Entwicklung tätig ist. Es lag nur 200 Meter weit von meiner Logistik-Station. Ich habe ihn dann angerufen und einige Male haben wir uns an seinem Gebäudeaufgang getroffen und diskutiert. Er hatte mich mal mit einem Spruch überrascht: - Ich verabscheue die Deutschen hier, warte sehnlichst schon darauf, dass ich in Rente gehen kann. Dann würde ich von hier verschwinden und mich auf meinem Grundstück in Ungarn niederlassen. Meine Kinder sind schon groß, haben eigene Familien, sie sind hier schon voll integriert, abgesichert.

Die Weihnachten näherten sich. Ich hatte gerade keinen Auftrag. Ich hatte aber einen Einfall und wendete mich an Sven: - Ich würde gern meinen Spezi besuchen, könnte ich für eine Viertelstunde zu ihm übergehen? Er hat zustimmend genickt. Telefonisch habe ich mit Barna abgestimmt, dass er 'runterkommt: - Hast Du Zeit? In fünf Minuten wäre ich am Gebäudeeingang bei euch! Ich wartete auf ihn direkt dort in meinem Dienstfahrzeug… Er kam aber nach einer halben Stunde noch nicht und hatte mich auch nicht angerufen! ?? In meiner Phantasie lief ich dann durch, vielleicht hatte er sich kurzfristig entschieden, dass er doch nicht wieder mit seinem Elend durch meinen Geist konfrontiert sein wollte – er blieb in seinem „Versteck“. Traurig bin ich zurückgekehrt und habe Sven mitgeteilt:  - Mein „Freund“ erschien unerklärlich nicht, ich weiß nicht warum? Diese Bemerkung von Sven werde ich nie vergessen: - Na ja, der Popovits ist ein gefährlicher Mensch! Bin ich zu einem Berüchtigten geworden oder eher zu einem zu segregierenden, vertreibenden?! Wenn einen Menschen auch ein Landsmann so behandelt, kriegt er dadurch in seine Seele einen Stich!

Da schau her, zu solchen Ungeheuern stimuliert uns das gegenwärtige, gesellschaftliche System.

7. Die letzte Episode vor meiner Verbannung


Während der ersten Woche des Jahres 2012 war ich im Dienst. Tagelang hätte ich in unserem Büroraum ganz alleine ausharren müssen. Aufträge gar keine, die meisten BMW-ler hatten Betriebsurlaub. Womit sollte ich denn die 8 Stunden vertreiben? Alleine in einer Ecke einschlafend? Mir ist dann eingefallen, dass ich aus Abfallblech einen Abdeckschirm für den Schornstein unseres Ferienhauses am Plattensee basteln könnte. Diese Idee habe beim Gruppenleiter der Werkstatt in der Nachbarschaft erwähnt, aber er war mit dieser Sägearbeit in seiner leeren Werkstatt nicht einverstanden: - Nächstes Mal vielleicht. Dann bin ich in eine andere Werkstatt gegangen und dort durfte ich, ohne die Anwesenheit eines Chefs, das fertig basteln. In den nächsten zwei Wochen war ich nicht im Dienst, sondern der Dietmar, und bereitete mich am Wochenende auf meinen Antritt am Montag vor.

Am Freitag hat mich unerwartet der Halim angerufen: - Kommst Du am Montag nicht zur Arbeit, weil der Dietmar mit einem fremden Mann die Abteilungen visitiert!? Mit Verwunderung erwiderte ich ihm, dass ich von nichts Neuem weiß. Zwar hatte ich mit Dietmar in der letzten Zeit wegen politischen Meinungsunterschieden ein paar Mal gestritten, aber warum sollte ich deshalb phantasieren?! Seine Ansteckung mit dem „neuralgischem Punkt des Westens“ hatten sowohl er als auch meine anderen Gegner bewiesen. Das ist eine Meinungsverschiedenheit. Jeder hat das Recht, sich der Macht des Kapitals billigend zu unterwerfen. Es könnte sein, dass der Dietmar seine privilegierte Anstellung bei der Firma wegen mir nicht riskieren möchte.

Am Sonntag dann habe ich einen kurzen Anruf vom Dietmar bekommen. Dabei habe ich erfahren können, dass er, der mir mit diesem Job als Freund geholfen hatte, nicht mehr als mein Freund gilt: - Du solltest morgen nicht mehr bei der Arbeit erscheinen. Ich habe erfahren, dass Du in der vorigen Woche in einer Werkstatt illegal etwas gebastelt hast. Du hast eine Einstellung aus deiner Zeit im Sozialismus behalten, diese Fabrik ist kein Eigentum von dir. Was würde sich daraus entwickeln, wenn sich andere ähnlich verhalten würden!? (Siehe zum Vergleich seine Meinung bei 5.1.) Infolgedessen wurde mein plötzlicher Verdienstausfall von meiner Frau nicht verdaut. Sie hat das so quittiert: - Du bist schuld daran! Dadurch fing eine neue Epoche in unserem Leben an. Damit hat meine zweite Bestrafung begonnen? Kämpfe ich gegen Windmühlen, da der Mensch eine Drachenzahnsaat ist? Dichter Mihály Vörösmarty: Die Menschen (1846): "Es gibt keine Hoffnung! Es gibt keine Hoffnung! ...Der Mensch ist eine Drachenzahnsaat."


8. Resümee   

8. 1. „Zwischen einem Tier und dem Menschen gibt es den Unterschied, dass wir der Übergang sind“ 14



Durch den unerwarteten Abschluss habe ich meine um zwei Jahre verlängerte Erwerbstätigkeit beendet. Von den Weisungsberechtigten hat mich kein einziger angerufen, um mir dafür einen Grund aufrichtig zu benennen. Das halte ich für eine hinterlistige, feige Verschwörung. Nur der Allah-gläubige Türke, Halim, hatte solidarisch-menschliche Gefühle für mich übrig. (Allah soll ihm dafür gnädig sein!) Ich kann es nicht glauben, dass ein Vorgesetzter hinter dieser Initiative stand. Die Ächtung stammt meiner Meinung nach eher von einem gehässigen Konkurrenten mit niedriger geistigen Neigung, auf dessen Stänkerei der Boss „harmlos“ drauf nickt. Besonders dann, wenn in seinem Interesse die Verteidigung seiner feudalen Machtsphäre steht. Die Art dieser Ausgrenzung weist aber warnend auf unsere widersprüchliche Kultur der Einschüchterung an den Arbeitsplätzen hin: kein einziger meiner früheren Mitkämpfer, „Jünger“ hatte mich nachher gefragt: wieso bist du verschwunden? - Wir haben kränkelnde Gemeinschaften in unserem wirtschaftlichen, durchmechanisierten Gesellschaftsbereich.

"Wie man eine Fliege vom Teller scheuchen darf, ohne deshalb als Unmensch zu gelten, so glauben viele, darf man einen Unbequemen aus der Firma jagen, ohne deshalb gleich ein Mobber zu sein. Als "unbequem" gilt, wer vom Rest abweicht: wer engagierter ist oder erfolgreicher, schöner oder weiblicher, kritischer oder nachdenklicher. - Die Hauptrolle spielt immer der Chef... Wir brauchen eine Arbeitswelt, in der Menschen wieder miteinander arbeiten, statt sich heimlich zu bekämpfen. Wir brauchen Vorgesetzte, die sich nicht nur für Zahlen verantwortlich fühlen, sondern auch für Menschlichkeit. Und wir brauchen eine Wirtschaft, die sich nicht pausenlos im Kriegszustand befindet ("Fusionsschlachten"), sondern wieder den Menschen dient. Statt nur umgekehrt."15
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Mobbing - Was kränkt macht krank! / Die Mobbing Beratung München ist eine der ältesten Mobbing-Initiativen in Deutschland   
www.mobbing-consulting.de

"Depressionen, Angststörungen oder Panikattacken bei jungen Menschen nehmen zu. Laut Barmer ist von 2005 bis 2016 der Anteil der 18- bis 25-Jährigen mit psychischen Diagnosen um 38 Prozent gestiegen." / Krankenkassen-Bericht: "Mehr junge Menschen psychisch erkrankt", Tagesschau, 22.02.2018                                                                                 ______________
                                                                    
Was könnte dagegen unsere kulturelle Lösung sein? - Meine Antwort: siehe den Leitsatz an dem Transparent auf dem Bild: "Frankfurter Buchmesse /1979"! Da fällt mir jetzt etwas ein. Der öfters geäußerte Spruch meines ehemaligen Physiklehrers im Gymnasium. Er war ein bisschen spät dran bei seinem Unterricht. Er hatte die Klassentür vom Korridor aus aufgeschmissen, weil wir einen unkontrollierten höllischen Lärm verursachten. Er stoppte an der Türschwelle. Er hat uns wie Gesindel von dort aus betrachtet und uns angebrüllt: - Sind Sie vielleicht Tiere?! Wir waren nicht mal als solche zu beurteilen, da zum Beispiel „Auch sogar die Paviane einen Chef unter sich wählen. Das geeignetste Exemplar!“ Aus ihrem natürlichen Instinkt derjenige, der innerhalb ihrer Horde zu jeder Zeit am besten Ordnung schaffen kann. In ihrer Hierarchie können auch Jüngere die Macht leicht ergreifen, aber sie zu behalten unter allen Umständen ist sehr schwierig! (Es gibt also einen Unterschied zwischen ihnen und den menschenartigen Kollegen.)

„Die Tiere tun nicht das, was sie nicht dürften, aber der Mensch führt solche Handlungen aus, was er nicht machen dürfte. Deshalb sind alle Entscheidungen, von denen die Zukunft der Menschheit abhängt, ethischen Ursprungs… Der Erfolg der Nazis ist der Beweis dafür, was das hervorrufen kann, dass wir uns zwar für Ideen einsetzen könnten, aber die sind nicht vorhanden oder sie werden ignoriert “! / Konrad Lorenz

 

8. 2. Wenn das Erleuchten unseres Geistes eintreffen wird…


In meiner Analyse wollte ich schwerpunktmäßig nicht über meine positiven sozialen Erlebnisse und Erfahrungen beim Sitz dieser multinationalen Firma berichten. Ich als Glied eines Kollektivs hätte eine wichtigere Pflicht, als mich als Genießer von gegenseitigem Vertrauen zu brüsten, weil wir einander eher helfen sollten, um aus unseren Kreisen das Gemeine und das Böse auszuschließen! Mit dieser Absicht habe ich dieses Schriftstück verfasst. Es schwebt meinen seelischen Augen unerschütterlich vor, dass die reformierende Erneuerung unserer Kultur in Bezug auf die Menschenwürde sich weiter entwickeln wird, obwohl sie während meiner hier berücksichtigen Zeit zwar von einer Minderheit hinterlistig verhindert und gemäß den Systemstrukturen von der eingeschüchterten Mehrheit ignoriert, aber positiv betrachtet wurde. Der Wille der Gesellschaft wird seinen Weg finden, sich neu und erfolgreich zu artikulieren.



                                                                                  Vorsicht, aber wofür !?



Die Demokratie ist konventionell eine Volksherrschaft, aber in unserem bestehenden System ist (noch), wie ich es dargestellt hatte, nicht das Volk, sondern seine Angst der Herrscher. Dementsprechend sind wir ohne eine bisher noch nie definierte, unsichere Werteform des Freiheitsbegriffs in unserer Gesellschaft nicht auf einem gemeinsamen Nenner. Und sie sollte unmissverständlich in der Verfassung verankert werden! Nur gefühlsmäßig nebeneinander zu sein ist gelegentlich verwirrend. In Notsituationen sogar lebensgefährlich.

- Zum Beispiel gleich nach meiner Flucht und Ankunft in Deutschland im Jahr 1972 verursachte die Auslegung der "Freiheit in der Gesellschaft" Missverständnisse Schritt und Tritt wegen staatsbürgerlich-kulturellen Bildungsdefizite .
Verständlicherweise werden die Neuankömmlingen, wie ich damals im Polizeipräsidium, meistens als allererste mit dieser Frage konfrontiert. Ein Beispiel:- Warum wollen Sie Flüchtling werden?
Die spontane Antwort darauf war auch typisch:
- Wegen der Freiheit!...                       (Wie Antwort bzw. Wunsch, Forderung von den Migranten in unserer Zeit!)
Die Befrager werden danach labil:
- In Ordnung, aber was für Begründungen hätten Sie dafür?
- Das Leben sollte hier doch besser sein!
Daraus wird sofort eine Schlussfolgerung abgezogen:
- Dann sind Sie eben ein Wirtschaftsflüchtling! -

Aus diesem Grund habe ich versucht ihren - komischerweise überall (Suchmaschinen, Wikipedia, Duden, Grundgesetz, Lexikon, etc.) abwesenden - Wertebegriff für die Allgemeinheit und die Gesetzgeber zeitgemäß zu definieren.

Die universell-ethische Werteform des Freiheitsbegriffes nach meiner Auslegung siehe bei "Erklärung für persönliche Auffassungen" / 1.

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Deshalb gilt für uns die Warnung: „Wer in einer Demokratie einschlaft, kann ganz leicht erst in einer Diktatur aufwachen!“ anders: Wenn notwendige Reformen in der Demokratie ausbleiben, dann wird die Gefahr für gefährliche Ideologien, z.B. für den Nationalismus und die Extremismen stärker.

Inmitten unserer Aufgaben gibt es kein größeres Erlebnis, als wenn es uns gelingt, als vollständiger Mensch zu leben oder uns immer wieder zu erneuern! Aus meiner Hinsicht nach so lehrreichen Erfahrungen stelle ich jetzt fest: ein wahrer Kämpfer leidet nicht dann, wenn er verliert, sondern dann, wenn er nicht üben und weitermachen kann! Nach der Serie meiner Niederlagen im Kampf für die soziale Gerechtigkeit während mehr als 50 Jahren konnte meine Identität doch bewahrt werden. Was ist das, wenn kein Sieg?



Das Rezept für Veränderungen ist es, dass wir unsere Energie eher auf den Bau eines neuen als auf den Kampf mit dem nicht mehr zeitgemäßen System konzentrieren. - nach Sokrates

Janos Popovits  München, den 20. 02. 2017        ©

       *

Wenn Du den Umbruch-Gedanken nicht ablehnst, dann solltest Du ihn verbreiten! Damit sorgst Du dafür, dass nicht alles beim Alten bleibt.

Oder: „Der Mensch ist schwach, ein ewiger Untertan, der Jünger blickt dich, Meister, ängstlich an, spürt er Gefahr, verrät er dich.“ (János Arany: Jahrestag, 1850, Übersetzung: Martin Remané)

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Als Anlage eine kurze wissenschaftliche Übersicht und geistiges Hilfsmittel


1. Wissenswerte Anmerkungen - Was ist Demokratie?16

1.1. Definition von Demokratie 


Der Begriff kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet „Herrschaft des (einfachen) Volkes“ Siehe die Vorläufer der heutigen Demokratien, die antiken Demokratien in Athen und in Rom als Reaktion auf zu großen Machtmissbrauch der Herrscher. (Sie waren aber keine vollständigen Demokratien mit Gleichstellung für alle Bürger und Gesellschaftsschichten.) Schon die bereits bei den alten Griechen bekannten Herrschaftsformen: Monarchie, Aristokratie, Oligarchie, Theokratie, Diktatur sind ausprobiert worden. Typische spätere Formen von Diktatur waren:

1/ totalitäres Regime z.B. die national-sozialistischen Staatsformen und die sozialistisch-kommunistischen Proletardiktaturen (mit obligatorischer Ideologie und Menschenrechts-Einschränkungen),
2/ autoritäres Regime, das gewisse Rechte toleriert, solange ihre Herrschaft nicht gefährdet wird und abermals auch (siehe z.B. zur Zeit in der Türkei oder in Ungarn)
3/ Gottesstaat, wie islamische Gottesstaaten, die auf obligatorische moralische Ideologien/religiöse Traditionen und nicht auf universell ethische Grundsätze aufgebaut werden. In der jüngsten Geschichte gab es dafür Beispiele, dass demokratische Staatsformen sich in Diktaturen der extreme-totalitären oder autoritären Regime umwandelten.

1.2. Deutung von Demokratie 

Die Grundlage: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“17, also die Menschen haben die gleichen Rechte, sind zueinander gleichgestellt.

Aktualisierungsversuch in diesem Abschnitt vom Redakteur: Eine Konformität mit diesem Grundsatz kann dementsprechend ausschließlich durch eine demokratische Wahl ein geändertes Verhältnis (wie Unter- oder Überordnung) in Bezug auf die Menschenwürde darstellen. Die Menschenrechte gelten in allen gesellschaftlichen Bereichen verbindlich für zivile, staatsverwalterische und wirtschaftliche Bereiche eines Staates18 und in Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften sollten möglichst eher souverän-dynamisch durch Kombination von Koordination und Subsidiaritätsprinzip in Selbstverwaltungen geleitet werden, nur notfalls autoritär. Das wäre keine sogenannte Herrschaftsform im altgriechischen Sinne mehr.
Heutige, zutreffendere Definition des Demokratieprinzips: Die Geltendmachung des Mehrheitswillens durch gewählte Vorgesetzte. Eine bewusste Abgrenzung der Wahltechnik (Gegenteil von Ernennungstechnik zur Bildung von Machtbefugnis / typisch bevorzugtes Mittel von Diktaturen) als Überordnen der zueinander gleichrangigen Menschen zu höheren Würdenträgern.

1.3. Demokratie als Staatsform

Alle demokratischen Staaten haben heute eine Verfassung oder Gesetze mit Verfassungscharakter (siehe „parlamentarische Monarchie“), die den Wählern allgemeine persönliche und politische Rechte in einem parlamentarischen Mehrparteiensystem garantiert, mit fairen Wahlen und unabhängigen Gerichten (siehe oben Abgrenzung der D. von totalitären und autoritären Regimes bzw. vom Gottesstaat)

1.4. Kriterien und wesentliche Elemente einer modernen Demokratie   

Erst in der Aufklärung(17./18. Jahrhundert) wurden sie durch Philosophen u.a. Montesquieu („Vom Geist der Gesetze“, in Bezug auf Gewaltenteilung, Gesellschaftsvertrag) formuliert:


- Gewaltentrennung - um eine willkürliche Staatsmacht zu vermeiden. Siehe aktuell dazu die Handlungsunfähigkeit des Staates wegen neuen globalen Machtfaktoren (siehe in der Fußnote 14):
1/ gesetzgebende/legislative-,
2/ gesetzvollstreckende/exekutive- und
3/ richterliche /judikative Gewalten

- Grundrechte / Menschenrechte - beinhalten z.B. Wahlrecht und Wählbarkeit bzw. erweiterte Anwendung von demokratischer Wahltechnik19, die z.Z. von der Politik nicht mitgetragen, weiterhin ignoriert werden,

- Religionsfreiheit - fraglich ist dabei die Toleranz eines „demokratischen“ Staates gegenüber den fundamentalen, demokratiewidrigen Religion-Abzweigungen (tiefgreifende politische Änderungsmaßnahmen existieren nicht. Die Probleme werden politisch nur oberflächlich behandelt - siehe z.B. Pegida-Bewegung, das Hebdo-Attentat in Paris)

- Trennung von Staat und Kirche - fraglich sind heute die zeitgemäße Demokratie-Kompatibilität von autoritär religiös bestimmten sozialen Tätigkeiten und von Dogmen der Kirchen gegenüber dem Staat.

Meine kritische Betrachtung im Weiteren: wegen dem Machtmissbrauch von Medien (siehe z.B. die Aushöhlung der Pressefreiheit durch Verleger / Kapitalgeber) und von Minderheitsschichten (siehe globale Geldmacht)20
dringt heute die objektiv-universelle Deutung der Freiheit für eine harmonisierende Lösung der gesetzlichen Regelung und verbindlichen Definition dieses Grundwertes „Freiheit“, daraus ableitend der freien Meinungsäußerung und der Pressefreiheit21 in den Vordergrund. Die zeitgemäße Neuregelung dieser Machtfaktoren sollte also unausweichlich auf der politischen Tagesordnung stehen. 

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Erklärung für persönliche Auffassungen in Bezug auf Reformziele und Begriffe:

1. Freiheit in der Gesellschaft – eigene, inhaltliche Definition des Begriffes:


Die Freiheit ist die Wahlmöglichkeit in zwischenmenschlichen, gleichrangigen Beziehungen, wobei das willentliche Benehmen der Partner die Menschenwürde der anderen nicht verletzt (J.P.)
Logischerweise kann mit den „gleichgestellten Beziehungen“ bzw. mit einer Veränderung (Befugnis zur Macht) der Ranggleichheit ausschließlich nur diejenige Überordnung von Würde als Führungsmacht Konformität mit den Menschenrechten haben, die durch demokratische Wahlverfahren zustande kommen.
Dementsprechend ist die  Freiheit in der Gesellschaft  ein Beziehungsbegriff, der mit Menschenwillen zusammenhängt und in zwischenmenschlichen Abhängigkeiten auszulegen ist.
                                                                                                     _______________

Wie könnte angesichts unserer gesellschaftlichen Mangelhaftigkeit unsere Zukunft erahnt werden? In Ungarn habe ich vor kurzem in den Medien ein erschütterndes, ernüchterndes Zitat von einer Palästinenserin gehört:
" - Jeder Europäer sollte es endlich begreifen, dass die Werteform der gesellschaftlichen Freiheit in der westlichen Kultur nicht mit universeller Deutung ausgelegt wird. Dementsprechend wird sie auch praktiziert und es ist nicht verwunderlich bei den verzweifelten, in ihren Rechten eingeschränkten Palästinensern und fundamentalen Muslimen anzunehmen, dass sie um ihre Freiheit ein Zeichen in ihrem Kampf zu setzen, angesichts der politischen, wirtschaftlichen, militärischen Übermacht der ablehnenden westlichen Zivilisation ein einziges wirksames Mittel haben: die Attentate durch Selbstmord." 
Wortwörtlich haben die Palästinenser "..... eine Feier aus ihrem Martertum gemacht, da für sie nur das Martertum ihre Freiheit gewähren kann." Aus dem Buch "Tagesanbruch im verbotenen Garten" von Susan Abulhawa, Libri Verlag, Budapest, 2016/ Seite 163; Originaltitel: Mornings in Jernin, New York 2010


Gemäß meiner Zielsetzung ein vorläufig Aktionsbericht nach den ersten Monaten er aber aktueller / 25.05.2017:

Die Wahrnehmung meiner ersten Analyse in Bezug auf das zumeist ignorierende oder furchtsame Echo auf meine Verlagssuche ist ernüchtern und zugleich erschütternd. Irgendwie habe ich das widersprüchliche Gefühl, dass die Eingangssekretariate mit meiner Auffassung sympathisierten: "Ihr Werk enthält gute Ansätze und interessante Gedanken, die aber weiter vertieft und weitergeführt werden sollten". Jedoch sagten die Vertreter der Entscheidungsträger ab mit der Begründung "Leider haben wir momentan keine Programmplätze für diese Art frei".

Diesen gegenüber ist mein Urteil: die profitorientierten Medien, die staatlichen Organe, die gesellschaftlichen Institutionen - besonders die machthungrigen Parteien in der ganzen EU - sind nicht sensibel, geistig erstarrt, also nicht reif für eine wirklich demokratische Reformepoche. So kann das Volk und somit die Wählerschaft nicht motiviert werden! Ohne ein Entgegenkommen von "oben" bleibt alles beim Alten. Bei einer scheinheiligen, auf seine fundamentalen Werte verzichtenden, in einer geistigen Krise treibenden Zwiespaltdemokratie. Die an der Bequemlichkeitsverblödung leidende Bürgerschaft ist dann ein idealer Nährboden für den immer wieder zurückkehrenden Extremismus.

Hinsichtlich der EU gilt: "In der europäischen Kultur ist ein geistig-soziologisches Vakuum entstanden, dieser Staat hat auch keine stabile Ideologie (gemeint ist: gegenüber dem Wirtschaftsliberalismus keine freiheitszentrische, gefestigte Werteordnung in der Verfassung/ Red.). Kein Staat kann langfristig ohne eine starke Ideologie bestehen bleiben." (Gyula Márfi, Erzbischof von Veszprém/Ungarn: "Der Islam will die ganze Welt - erstens ist die Eroberung von Europa an der Reihe", http:/kuruc.info, 24.04.2016) 

Ohne öffentliche Dialoge über unsere Werteordnungskrise kommen wir also nicht weiter. Ein internationaler Verlag der Wissenschaften hat mich in seiner Antwort darauf hingewiesen, dass ein geistig erleuchtender gesellschaftlicher Reformumbruch, eigentlich präventiv vor der Expansion der Gewalt, von einer noch höheren Ebene verantwortungsvoll gestartet und koordiniert werden sollte: " Unsere Titel werden fast ausschließlich an das wissenschaftliche Fachpublikum verkauft. Mit dem von Ihnen angebotenen Buchprojekt sollte jedoch ein breiterer Leserkreis angesprochen werden, den wir mit unseren Möglichkeiten nicht erreichen könnten." Einem Patienten mit lebensbedrohender geistiger Krankheit wird die Medizin, die Orientierung zu Alternativen in den Medien, nicht verabreicht!? - Obwohl ich das mit meinem Werk beabsichtigt hatte.

2. Freiheitszentrische Demokratie – der gesellschaftliche Umbruch


In einer freiheitszentrischen Gesellschaftsordnung sollte die Wirtschaft ("Wirtschaftsdemokratie") mit den Kriterien unserer erhaltungswerten Natur und der demokratischen Grundprinzipien in Einklang gebracht werden und nicht privilegiert sein!

Ausführlichere Studien in Bezug auf meine Auffassung über eine normative, vollständige Demokratie siehe auf meiner Webseite: https://freiheitlichedemokratie.wordpress.com / Studien:

1/ Aktuelle geistige Hegemonie des Kapitals,
2/ Unsere globale Sprache: Universell-demokratische Ethik vor religiöser Moral,
3/ Sind Macht und Freiheit miteinander zu vereinbaren?,
4/ Demokratie, „Technik der Demokratie“ und der demokratische Staat,
5/ Menschenbild der Diktaturen.

"Irgendein Problem haben wir mit unserem Gesellschaftssystem, wenn ich meine Uni verlassen und in 10 Jahren Milliarden verdienen kann, aber Millionen von Studenten ihr Studiendarlehen nicht tilgen und dabei nicht darüber gesprochen, dass sie überhaupt kein Neuunternehmen gründen können.
In der heutigen Welt wird der Kampf zwischen den Vertretern von Freiheit, Offenheit, globaler Gemeinschaft  bzw.  Autoritärherrschaft, Eingeschlossenheit und Nationalismus geführt. Die Verlierer in der Globalisation fühlen sich vernachlässigt und kehren sich in sich hinein.  

Es wäre im Sinne der Chancengleichheit notwendig, einen neuen Gesellschaftsvertrag (*) abzuschließen! Also nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern auch eine neuartige Zielstrebigkeit sollten geschaffen werden!" 22

                                                                                                                 *
- (*) Der Gesellschaftsvertrag ist eine Form der freiheitszentrischen Verfassung. Siehe John Locke (1632-1704), Staatslehre, "Wie viele Trugschlüsse und Irrtümer gehen auf Kosten der Wörter und ihrer unsicheren oder missverstandenen Bedeutung" -
                                                                                                                 *
Herr Zuckerberg weist damit auf die Gefahr des gesellschaftsphilosophischen Zerfalls der liberalen Autonomie des Westens hin: jeder versucht, seine zügellose Werteordnung willkürlich für sich zu bestimmen, anstatt die allgemeine Werteordnung zeitgemäß auf einen gemeinsamen Nenner hin zu reformieren. Dadurch würden die Parallelgesellschaften weiterhin fatal gegeneinander rivalisieren.
Es ist die wichtigste Frage bei Ihm und bei Herrn Soros, wie ihre Freiheitswertdefinitionen ausschauen?
 

3. Unterschied zwischen der Zwiespaltdemokratie und einer erstrebenswerten, vollständigeren Demokratie


Zwiespaltdemokratie = liberale Demokratie mangels gleichgestellter, partnerschaftlichen Beziehungen23, in denen die Ranggleichheit in Freiheitsverhältnissen durch geduldete Ernennungen von eventuell privilegisierten Partnern „teilweise“ gestört und missbraucht werden darf. Z.B. Willkür und Ernennung durch Kapitalprivileg, Mobbing, rücksichtslose Meinungszügellosigkeit ohne Berücksichtigung von Grundrechten der Partner.

Normativ-vollständigere Demokratie = im jeden Bereich der Gesellschaft werden ausschließlich die partnerschaftlichen Gleichstellungen staatlich gefördert und angestrebt. Das bleibt für die Menschheit in ihrer sich ständig bewegende Welt eine immer wieder erneuernde Aufgabe und kein Endziel. Weil ich meinen Bericht vorn mit der Zwiespaltdemokratie betitelt hatte, muss meine Alternative zum Abschluss noch einmal betont werden:

Die Demokratie ist die Geltendmachung des mehrheitlichen Gemeinschaftswillens in allen Bereichen der Gesellschaft...

....selbstverständlich durch Mitwirkung von demokratisch gewählten¹ Vorgesetzten und nicht von Privilegierten ernannten Treibern, wodurch uns die Menschenwürde - nicht mehr so verletzungsanfällig wie heutzutage – künftig besser gewährt werden könnte. Ein erneuerter Glaube an Demokratie sollte uns aus der Politikverdrossenheit in eine menschenwürdigere Zukunft führen!

  Der Verfasser J.P.  bei einer Antikriegsaktion in Schwabing / München, August 2011

4. "Demokratischer Kapitalismus“   ( Verfasser: J.J. Rőczey, 2011 )


Der „demokratische Kapitalismus“ ist eine widersprüchliche, durch Falschlehren unterstützte Augenwischerei. Eine solche „Demokratie“ vergegenwärtigt und exportiert – sogar falls nötig verschleiert durch präventive Kriege - heute die westliche Zivilisation. * Illustrativ eine entlarvende Analyse und Feststellungen zu diesem Prozess: „Das kommunistische und das kapitalistische Gesellschaftssystem obwohl sie füreinander Feinde sind, zanken sich um die Beute, für sie geht es tatsächlich um die Staatsmacht, aber aus ethischer Sicht weisen sie keine bedeutenden Unterschiede auf. Zwar verkünden sie die persönliche Freiheit der Menschen wie Pharisäer, aber in der Wirklichkeit verachten sie diese. Das bestätigen sie dadurch, wie sie ihre Machtordnungen einrichten. Durch Ernennungen! Auf Grund dieser Methode stattet der Kapitalgeber oder genauso der Parteisekretär seinen Untergebenen mit Macht aus. Dadurch ermächtigt er ihn zu seinem gehorchenden Diener. Infolgedessen ist die Ernennung das grundsätzliche Mittel jeder Diktatur, das wichtigste Werkzeug des Systems. (Auch dann, falls diejenige, die das Wort "Ernennung" hörend nur abwinken, da sie eben in der Hoffnung auf ihre Karriere diese Methode akzeptieren.) Durch die Annahme der Ernennungsmethode zur Macht begeht man ein demütigendes, ungerechtes Verbrechen gegen die persönliche Freiheit des Menschen. Sie ist ein Verbrechen gegen die ganze Menschheit. Bringt Knechte (Lohnsklaven) hervor! In einem freien Land gehorchen wir ausschließlich denjenigen, an deren demokratischer Wahl zu Vorgesetzten wir uns beteiligt haben. Auch an unseren Arbeitsplätzen, da kein Rechtsstaat ein solcher ist, wo die Menschenrechte nicht überall Geltung haben. Beispielsweise, wie in dem Familienleben in der Ehe-, genauso sollte es an den Arbeitsplätzen sein. Überall, auf allen Ebenen. Dann könnte ein solcher Staat als „demokratischer Rechtsstaat“ bezeichnet werden. (Das gilt für das “irgend etwas“: parlamentarische Demokratie; bzw. in ihrer staatlicher Verwaltung ebenfalls.) Ich wollte auf die Ähnlichkeit der kommunistischen und kapitalistischen Systeme hinweisen. In beiden habe ich je 20 Jahren verbracht. Es war für mich nicht verwunderlich, wenn aus einem überzeugten Kommunist ein beispielhafter Kapitalist wurde. Er müßte sich nämlich nicht verändern. Er müsste sein Gewissen bloß abstillen und seinem ernannten Boss gehorchen. Blind gehorchen. Das ist alles!“ * Dadurch wird ein Verbrechen gegen die Menschheit, wenn bisher wohl versehentlich, staatlich unterstützt.


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Anmerkung: Fast alle Namen im Text von der Redaktion geändert.

Redakteur: J. Popovits  München        ©

                                                                                          *   

Fußnoten/Quellenverzeichnis:


1
Nach István Bibó, ungarischer Staatswissenschaftler und Teilnehmer der Ungarischen Revolution im Jahre 1956, Budapest

"Das menschliche Würdenbewusstsein ist das Kriterium für die Freiheit in der Gesellschaft."
                                                              


Die historische, symbolträchtige


Staatswappe von Ungarn während der


Revolution der Menschenwürde von 1956



2
„Zehn menschenrechtsethische Gebote“, in ungarischer Sprache, 2009, München

3
„ Der fixe, harmonisierende Punkt unserer sich bewegenden Welt“, in ungarischer Sprache, 2005, München

4
Günter Wallraf, deutscher Enthüllungsjournalist, geboren 1942

5
„Wenn ich in Europa überall den Staatschef, den Kanzler oder den Ministerpräsidenten jeder Republik wählen darf, warum dann nicht... auch meinen unmittelbaren Vorgesetzten ?“

6
Jacek Kurons: „Offener Brief an die Partei“ (Vereinigte Arbeiterpartei von Polen), Warschau, 1965

7
J. Janos Rõczey (1927),Verfasser von d. Werken: Die unvollendete Revolution (1999), Der neuralgische Punkt des Westens (1995)

8
Johannes J. Rőczey: Einführung von Macht und Kirche, Selbstverlag, 32 Seiten, Kastl bei Amberg, den 04.11.1981

9
Menschenrechte in der Welt der Arbeit (2000), Die Freiheit (2001), Die Macht der Medien (2001), Humanistische Bewegung - Humanistische Parteien (2001), Menschenrechte für alle Menschen / Ein Europa der Menschenrechte (Wahlkonzept für die HP, 2002)

10
Es herrscht eine Verwirrung in Bezug auf die Grundwerte- bzw. Begriffsdefinitionen der heutigen Demokratie, z.B. 1/ sie wird als „demokratischer Kapitalismus“ widersprüchlich ausgelegt, 2/ die Freiheit ist eigentlich eine einseitige Zügellosigkeit einer Person, oder gesellschaftlichen Schicht ohne partnerschaftliche Gleichstellung (siehe Kapitalgeber), 3/ eine Art der „freien Meinungsäußerung“ schließt bei ihrer Anwendung die Verletzung der Menschenwürde und Grundrechte von anderen nicht aus (siehe Charlie Hebdo)!

11
Der beste Chef wäre theoretisch ein solcher, dessen Teammitglieder dann am besten arbeiten, wenn er überhaupt nicht anwesend ist!

12
„Die Gewerkschaften vertreten nicht, wie sie es angeben, alle Beschäftigten, also nicht den Faktor Arbeit. Nur einen Teil davon, die schlecht verdienenden. Die besser verdienenden sind auf der Seite des Kapitals. So können die Vertreter der ARBEIT und des KAPITALS nicht gleichberechtigt sein, also zwischen den beiden ist ein Vertrag eigentlich immer ungültig.“, J. J. Rőczey. 2017

13
– Vorwurf der Ausbeutung – IG METALL geißelt Knorr-Bremse – Die IG Metall hat dem Bremsen-Hersteller Knorr-Bremse Ausbeutung und „Steinzeit-Kapitalismus vom Feinsten“ vorgeworfen. In Berlin und im bayerischen Holzkirchen werde die Arbeitszeit von Beschäftigten ohne Lohnausgleich von 35 auf 42 Stunden erhöht. Zugleich verlören 180 Mitarbeiter in Berlin ihren Arbeitsplatz, weil Produktion nach Tschechien verlagert werde. „Das gibt richtig Ärger“, kündigte der Berliner IG-Metall- Chef Klaus Abel am Freitag an. ( TZ, München, 11/12.02.2017 )

14
Konrad Lorenz, österreichischer Tierforscher und Menschheitskritiker

15
Mobbing-Methoden: Seelenmörder auf Kaninchenjagd - SPIEGELONLINE- KarriereSPIEGEL, 29. September 2016

16
Quelle: nach einem schweizerischen Modell (https://www.demokratie.geschichte-schweiz.ch/definition-demokratie.html) vom Verfasser ergänzt

17
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, hier 1 §., 10. Dezember 1948 / UN-Komission unter der Führung von Frau Eleanor Roosevelt, aktuelle Quelle: Die Geschichte der Menschenrechte (humanrights.com, Verlag in Los Angeles / USA). „Sie gelten nicht nur in der Staatsverwaltung, sondern in allen Bereichen eines Staates, auch in der Wirtschaft und in jeder Schicht der Gesellschaft...“.

18
„Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen Formen sind verboten. /Art. 4 - Die „Lohnsklaverei“ ist eine Form für die eingeschränkten Grundrechten an Arbeitsplätzen. Die Allg. Menschenrechte gelten universell!

19
Die Nichteinhaltung von Rechten, z.B. der Gleichrangigkeit in Bezug auf die Menschenwürde wird von Staaten heute unterschiedlich und am wenigsten sanktioniert.

20
Siehe dazu meine Meinung unterstützend im Bestseller vom Ökonom, Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert , C.H. Beck Verlag, 2014, „Die Macht-Supersphären der globalen 4/ Kapitalstrukturen und 5/ Medienmonstren“

21
z.B. provokatorische Diskriminierungen, Verspottung von Religionen und nichteuropäischen Kulturen sind nicht mit der Ethik der Erklärung der Menschenrechten bzw. des Journalismus zu vereinbaren. Sie sind verfassungswidrig.

22
Mark Zuckerberg an der Harvard-Uni bei der Entgegennahme seines Ehrendoktortitels, 26.05.2017, Quelle: MTI / Ungarn

23
Die Freiheit in der Gesellschaft kann ausschließlich in zwischenmenschlichen Beziehungen ausgelegt werden, wo einander gegenüber mindestens zwei Willen stehen. In diesem Freiheits-Verhältnis wählen wir eine ethisch positive oder negative Verhaltensform.